02.11.2021 – Kategorie: Hardware & IT

Xcelerator: Neue Plattform von Siemens bündelt Werkzeuge zur Digitalisierung

XceleratorQuelle: Siemens

Mit Xcelerator hat Siemens Digital Industries Software ­ein Portfolio entwickelt und zusammengestellt, das alle Software-Werkzeuge zur Digitalisierung auf einer Plattform zusammenfasst.

Wie Fertigungsunternehmen von der neuen Plattform Xcelerator profitieren können und was die Herausforderungen bei der Digitalisierung sind, erläuterte uns Dr.-Ing. Erich Bürgel, Geschäftsführer der Siemens Industry Software GmbH.

Corona und Digitalisierung

Corona beschäftigt uns seit über einem Jahr. Welchen Einfluss hat die Corona-Krise auf die Arbeitswelt und auf Siemens als Lösungsanbieter?

Dr. Erich Bürgel: Covid-19 hat Themen wie Digitalisierung und verteilte Entwicklung beschleunigt. Bei unseren Kunden ist durch Corona die Arbeit nicht weniger geworden, sondern eher mehr. Viele Konstrukteure und Entwickler arbeiten im Homeoffice. Das funktioniert gut, und die Konstrukteure können nahtlos an ihren Entwicklungsprojekten weiterarbeiten.

Für uns als Siemens war es wichtig, unseren Kunden den Zutritt zu neuen Lösungsbereichen und Technologien zu ermöglichen. Beispiele dafür sind die konstruktionsbegleitende Simulation oder die Nutzung von Software as a Service (SaaS). Dies wurde sehr gut angenommen.

Wie hat sich durch Corona die Kommunikation mit den Kunden verändert?

Dr. Bürgel: Am Anfang der Pandemie haben wir uns überlegt, wie wir trotz der Einschränkungen in Kontakt zu unseren Kunden bleiben können. Wir haben vermehrt Webinare für ausgewählte Kundensegmente und Industrien angeboten. Ein sehr gefragtes Webinar-Thema war beispielsweise die kons­truktionsbegleitende Simulation. Siemens bietet dafür Lösungen an, die es dem Konstrukteur ermöglichen, bereits während der Konstruktionsphase zu simulieren – einfach und schnell.

Bereits während der Konstruktion erhält man die Information, ob die Performance-Anforderungen an ein Bauteil erfüllt werden. Vertiefende Analysen – sofern dann noch erforderlich – können im Nachgang darauf aufbauend von Berechnungsspezialisten durchgeführt werden.

Lösungen von Siemens: Was die Plattform Xcelerator bietet

Welche Möglichkeiten bieten Softwarelösungen von Siemens für die virtuelle Zusammenarbeit zwischen Konstrukteuren, Entwicklern und externen Partnern?

Dr. Bürgel: Viele unserer Konstruktionslösungen sind mit VR-Technologien ausgestattet. Bisher nutzten unsere Kunden diese Technologien eher zögerlich. Mittlerweile haben die Anwender aber festgestellt, dass sich VR-Lösungen einfach anwenden lassen. Man braucht nur eine VR-Brille – schon hat man die Möglichkeit, sich im virtuellen Raum zu treffen und zusammenzuarbeiten – auch von zu Hause aus.

Dies führt zu einer neuen Qualität der Zusammenarbeit. Viele unserer Kunden nutzen inzwischen die VR-Umgebung. Der Einsatz erfolgt teilweise sogar über Unternehmensgrenzen hinweg, wo Lieferanten oder Anlagenhersteller mit den Anwendern zusammentreffen und Design Reviews durchführen. Die Kunden waren überrascht, wie einfach sich die VR-Umgebung anwenden lässt. Für viele war Corona der entscheidende ­Impuls, das Thema aktiv anzugehen.

Siemens Digital Industries Software hat 2019 seine neue Plattform Xcelerator vorgestellt. Was ist das Besondere daran?

Dr. Bürgel: Die Plattform Xcelerator vereint und integriert unser Software-Portfolio mit Embedded Tools, Datenbanken und verschiedenen Services und Beratungslösungen rund um die Themen Digitalisierung und Effizienzsteigerung. Mit dem Xcelerator-Port­folio adressieren wir die Bereiche Design, Realisierung und Optimierung. Wir haben Lösungen für die virtuelle Produktentstehung, Produktionsplanung und Produktion bis hin zum Service während des Betriebs – also für den kompletten Produktlebenszyklus. Dabei werden alle Werkzeuge zur Digi­talisierung auf einer Plattform zusammenfasst.

Wie offen ist die Plattform Xcelerator?

Dr. Bürgel: Ein wesentlicher Eckpfeiler von ­Xcelerator ist das flexible, offene Eco-System. Das ist sehr wichtig, da die Welt heute komplex und heterogen ist. Die flexible Integration von Softwarelösungen – sei es von anderen Anbietern oder Inhouse-Lösungen – ist deshalb eine wichtige Anforderung unserer Kunden. Unsere PLM-Lösung Teamcenter nimmt dabei die Rolle der Kollaborationsplattform ein – und zwar über alle unterschiedlichen Phasen hinweg. Früher hat Siemens Hochhäuser gebaut, um dann Brücken zu schlagen. Heute sind die Aufgaben so komplex, dass man die Bereiche Mechanik, Elektrik/Elektronik und Software gar nicht mehr trennen kann. Vielmehr benötigt man eine Plattform, die alle Bereiche abdeckt.

Xcelerator: Eine Plattform für Unternehmen aller Art

Wen adressiert Siemens mit Xcelerator?

Dr. Bürgel: Mit Xcelerator sprechen wir alle am Produktlebenszyklus beteiligten Unternehmen an. Auf die Tätigkeiten heruntergebrochen sind dies Konstrukteure, Entwickler, Fertiger bis hin zu Servicetechnikern sowie alle unterstützenden Funktionen. Alle diese Anwender können über unsere Plattform auf die Applikationen und Daten zugreifen. Xcelerator bietet Unternehmen – unabhängig davon, ob Mittelständler oder Großunternehmen – die Möglichkeit, die passende ­Lösung durch Skalierung zu erhalten

Wie stellt sich die wirtschaftliche Lage derzeit bei ihren Kunden dar? Wie groß ist die Bereitschaft, in die Digitalisierung zu investieren?

Dr. Bürgel: Die Lage in den Branchen ist unterschiedlich. Es gibt Unternehmen, die finanziell stark unter Druck stehen, zum Beispiel Zulieferer in der Auto­mobilindustrie. Aber in anderen Segmenten wie dem Medizinsektor boomt es gerade. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass es ein unterschiedliches ­Investitionsverhalten gibt. Was wir sehr stark – auch im Zuge unserer Neuausrichtung – propagieren, ist das Thema mehrwertorientierter Lösungsverkauf.

Es geht stärker denn je darum, die Geschäftsanforderungen unserer Kunden zu verstehen – auch wie sich gegebenenfalls ihre Geschäftsmodelle ändern. So gibt es Kunden, die nicht mehr nur Produkte verkaufen, sondern bei denen die Nutzung der Produkte das neue Geschäftsmodell darstellt.

Xcelerator
Dr.-Ing. Erich Bürgel ist Geschäftsführer von Siemens Industry Software.
Bild: Siemens / Fotografin: Heike Skamper, Skamper Fotografie

Digitale Transformation: So kann Siemens Hilfe leisten

Wie hilft Siemens seinen Kunden bei der ­digitalen Transformation?

Dr. Bürgel: Ein wichtiger Bereich sind die Services. Wenn wir mit Interessenten und Bestandskunden in Workshops zusammenkommen, haben wir das Bestreben, gemeinsam auszuarbeiten, wo die größten Nutzenpotenziale liegen und wie die Priorisierung bei der Implementierung aussehen sollte. Dazu müssen wir die Strategie des Kunden in den Bereichen Entwicklung und Fertigung verstehen. Wir führen dazu entsprechende Prozessanalysen durch, um festzustellen, wie der Kunde heute arbeitet und was mögliche Szenarien für die Zukunft sind. Daraus leiten wir einen entsprechenden Business Case ab und erarbeiten gemeinsam mit dem Kunden einen darauf abgestimmten Umsetzungsplan. Wir bieten dafür auch vordefinierte Pakete und Module an.

Bitte erläutern Sie unseren Leserinnen und Lesern, wie so eine Beratung bei Siemens aussieht.

Dr. Bürgel: Im Schnitt dauert eine Beratung ein bis zwei Monate. In der Regel führen wir an zwei bis drei Tagen beim Kunden vor Ort zehn bis 16 Interviews und Workshops mit Key-Usern durch, die jeweils 60 bis 90 Minuten dauern. Daraus ergeben sich zehn bis 16 Beratungstage, die auf zwei Monate verteilt sind. Im Anschluss validieren unsere Beraterteams die Ergebnisse, bevor wir in die Auswertung gehen und unsere Nutzwertanalyse präsentieren und entsprechende Handlungsempfehlungen sowie Implementierungsvorschläge unterbreiten, die beim Kunden zu einer Effizienzsteigerung führen. Ein wichtiger Aspekt bei der Analyse ist die ­digitale Durchgängigkeit.

Die künstliche Intelligenz setzt sich in vielen Bereichen durch. Welche Rolle spielt KI bei den Siemens-Softwarelösungen?

Dr. Bürgel: Die künstliche Intelligenz zieht in viele Prozesse in der Produktentwicklung ein, zum Beispiel in Lern- und Analyseprozesse. Aber auch im Designprozess kommt KI vermehrt zum Tragen. So haben wir in unsere CAD-Lösung NX bereits KI-Technologie integriert. NX macht dem Konstrukteur beispielsweise Vorschläge für die nächsten Arbeitsschritte oder passt die Benutzeroberfläche automatisiert an. Damit greift die künstliche Intelligenz aktiv in das Gestaltungsgeschehen ein. KI spielt für Siemens eine wichtige Rolle und wird in unseren Softwarelösungen weiter an Bedeutung gewinnen.

Herr Dr. Bürgel, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Rainer Trummer.

Lesen Sie auch: Digitalisierung: Siemens ruft die Xcelerator Academy ins Leben


Teilen Sie die Meldung „Xcelerator: Neue Plattform von Siemens bündelt Werkzeuge zur Digitalisierung“ mit Ihren Kontakten:


Scroll to Top