17.11.2015 – Kategorie: Hardware & IT

Umstieg auf ein neues PLM-System: Datenmigration im laufenden Betrieb

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Bei der Schweizer Unternehmensgruppe Müller Martini hatte man sich entschieden, von der bisherigen PDM-Lösung auf ein zukunftsfähiges PLM-System zu wechseln. Um das Altsystem nach dem Umstieg abschalten zu können, war eine Datenmigration von mehr als einer Million Engineering-Dokumenten inklusive aller Objektversionen erforderlich. Ein Migrationstool und ein erfahrener Partner konnten diese Mammutaufgabe erfolgreich meistern. Von Nicola Bauer

Das bisher bei Müller Martini, einem Spezialisten für die Druckweiterverarbeitung, eingesetzte PDM-System war nicht mehr geeignet, die Effizienz beim Engineering neuer Produktionsanlagen zu steigern sowie künftige Prozesse und Funktionen über den kompletten Produktlebenszyklus abzubilden. Darüber hinaus gab es Einschränkungen bei der Integration des CAD-Systems PTC Creo in das PDM-System. Das machte ebenfalls den Wechsel erforderlich. Aus diesem Grund entschieden sich Müller Martini und sein IT-Tochterunternehmen und Service-Partner GIA Informatik AG für den Umstieg vom bisherigen PDM-System PRO.FILE auf PTC Windchill PDMLink als künftiges und zukunftsweisendes PLM-System.
Für diesen Wechsel war eine vollständige Datenmigration von mehr als einer Million Engineering-Dokumenten inklusive aller Objektversionen erforderlich, um das Altsystem nach dem Umstieg abschalten zu können. Als Migrationspartner wählte man die Software Factory (SF), einen langjährigen PTC-Partner, der mit seiner Lösung „Migration Factory WT-MERGE“ über die notwendigen Migrationstools und das erforderliche Know-how aus zahlreichen Migrationsprojekten – auch für internationale Unternehmen – für einen Umstieg zu PTC Windchill PDMLink verfügt. Die Besonderheit der SF Migration Factory liegt in der parallel zum Produktivbetrieb laufenden Migration und den integrierten und automatisierten Verifikationen, sodass kein Betriebsstillstand wie bei anderen Migrationskonzepten erforderlich ist. Dadurch konnte man die Datenmigration von mehr als einer Million CAD-Dokumenten innerhalb von sieben Monaten vom Projektstart bis zum Produktivbetrieb ohne Betriebsstillstand und Risiken erfolgreich abwickeln. Das Altsystem wurde vier Monate nach erfolgreichem Go Live von Windchill PDMLink ersatzlos abgeschaltet.

Arbeiten trotz laufender Migration

Das Migrations-Tool beinhaltet die industrialisierten Extract-Transform-Load(ETL)-Tools für die Migration von Daten aus unterschiedlichen Datenquellen zu PTC Windchill PDMLink. Zusätzlich stehen automatisierte Verfikationstools zur Verfügung, die einen Vergleich der Metadaten, insbesondere der CAD-Daten, zum Nachweis einer korrekten Transformation zwischen Quell- und Zielsystem erlauben. „Die Besonderheit der SF-Migrationslösung ist, dass der Betrieb während der Datenmigration nicht zum Erliegen kommt und die Anwender ohne Stillstand und Produktionsausfall während der laufenden Migration arbeiten können“, erläutert Thomas Trägler, einer der Geschäftsführer der Software Factory und verantwortlich für die SF Migration Factory WT-MERGE. Durch den iterativen Migrationsansatz entsteht kein Zeitdruck und kein Risiko während der Migration und das Augenmerk lässt sich auf die Qualität und Verifikation der migrierten Daten legen. Die Migration von En­gineering-Daten stellt höchste Qualitätsanforderungen an die Migrationstools und -prozesse, da die Konstruktionsdaten den eigentlichen Wert des Unternehmens darstellen.
Das Migrationsprojekt Müller Martini übernahm die GIA Informatik AG als Generalunternehmer in enger Zusammenarbeit mit der Software Factory. Aufgabe von GIA war die Bereinigung der Daten im Altsystem, die Durchführung der Migration und die Übergabe in die Produktion. „Für uns war es wichtig, auf eine industrieerprobte, industrialisierte Migrationslösung und einen kompetenten Partner zu setzen, da wir die Gesamtverantwortung für das Projekt mit einer extrem kurzen Durchführungszeit übernommen haben. Beides haben wir mit Software Factory und ihrer Migrationslösung gefunden“, beschreibt Kenneth Rhyner, Gesamtprojektleiter GIA Informatik AG, die Lösungsfindung.

Datenverifikation automatisiert

Nach dem Projektstart erfolgte im ersten Schritt eine Analyse des Datenbestands und der Datenqualität im Altsystem. Bei Müller Martini wurden mehr als eine Million Objekte mit den zugehörigen CAD-Strukturen ermittelt. „Das Mengengerüst gilt als signifikante Größe für die Laufzeit und Planung einer Migration, insbesondere unter engen Zeitbedingungen“, weiß Thomas Trägler. Nachdem man zusammen mit GIA das Datenmodell und die Datenstruktur im Altsystem analysiert hatte, passte Software Factory die Extraktoren für den Datenexport an. Parallel dazu erfolgten der Systemaufbau und die Systemkonfiguration des Zielsystems Windchill PDMLink für die Testmigration.
In der anschließenden Testmigration musste man sehr genau auf die Konfiguration und Qualität achten, da aufgrund des engen Zeitrahmens nur eine Testmigration möglich war. Ein wichtiger Punkt bei einer Datenmigration ist die Verifikation der Migrationsergebnisse. Dies erfolgt zum einen automatisiert mit den in der Migration Factory enthaltenen Verifikationstools für Metadaten und CAD-Dokumente. Zum anderen gibt es interaktive Tests mit den Key-Usern, bei denen die verschiedenen Anwendungsfälle der Weiterbearbeitung migrierter Dokumente verifiziert werden. „Erst, wenn alle Daten korrekt vorliegen, erfolgt die Freigabe für die produktive Migration. Diese Anforderung wurde mit der Testmigration erfüllt“, so der Experte von GIA.

Zuverlässige Umsetzung trotz knappen Zeitfensters

Die Produktivmigration startete vier Monate vor dem Go Live und parallel zur Produktion im Altsystem. In einem ersten Schritt wurde der Datenbestand des Altsystems initial exportiert und in Windchill PDMLink importiert. Nach der initialen Datenmigration erfolgte die erfolgreiche Verifikation der migrierten Daten. Die in der Zwischenzeit neu erzeugten oder geänderten Daten wurden in weiteren Deltamigrationen exportiert, importiert und verifiziert und schließlich mit der finalen Deltamigration termingerecht mit der Abnahme in der Produktivumgebung durch Müller Martini abgeschlossen. „Die Termine waren sehr sportlich gesetzt und eine große Herausforderung. Insbesondere das Zeitfenster und der Aufwand für die Durchführung der Testszenarien durch den Kunden Müller Martini waren kritisch. Obwohl wir bei GIA von einem erhöhten Supportaufwand nach dem Go Live für mögliche Daten- und Anwenderprobleme ausgegangen sind, traten keine Probleme auf. Mit der Entscheidung für die Migration Factory WT-MERGE und Software Factory als langjährigem und kompetentem Migrationspartner haben wir die richtige Wahl getroffen“, ergänzt Gesamtprojektleiter Kenneth Rhyner.rt |

Nicola Bauer ist freie Redakteurin in München.


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