22.04.2016 – Kategorie: Hardware & IT
Small-Form-Faktor-3D-Workstations und -Grafikkarten
Anfang des Jahres hat AMD die W4300 herausgebracht, eine professionelle Grafikkarte für CAD-Anwendungen, die einerseits in den Midrange-Bereich vordringt und andererseits durch ihre geringen Abmessungen auffällt. Wir haben uns die Karte in Verbindung mit der Tarox-Workstation E9143 CD im Small Form Factor (SFF) live angeschaut. von Andreas Müller und Jan Bihn
Anfang des Jahres hat AMD die W4300 herausgebracht, eine professionelle Grafikkarte für CAD-Anwendungen, die einerseits in den Midrange-Bereich vordringt und andererseits durch ihre geringen Abmessungen auffällt. Wir haben uns die Karte in Verbindung mit der Tarox-Workstation E9143 CD im Small Form Factor (SFF) live angeschaut. von Andreas Müller und Jan Bihn
Nach dem Öffnen der Kartons herrschte zunächst betroffenes Schweigen in der Redaktion – durchschnitten vom Einwurf: „Das soll professionelle Ingenieurs-Hardware sein?“. Doch trotz geringer Gesamtgröße zeigte sich, dass einiges in der nur 32 mal 9,5 mal 42 Zentimeter messenden Workstation E9143 CD von Tarox steckt. Zunächst fällt die wertige Verarbeitung im Vergleich zu einem normalen Desktop-Rechner für den Bürogebrauch auf. Leise säuseln die Lüfter im Lauf – und auch unter Last wurde das Geräusch nie störend. Ein Blick in das Gehäuse offenbart zudem in Schnellwechselrahmen untergebrachte Laufwerke – einen Xeon-E3-1225-Prozessor und nicht zuletzt die neue Firepro-Grafikkarte W4300 – das Ende 2015 vorgestellte Topmodell unter den AMD-Low-Profile-Grafikkarten.
Ungleiche Brüder: W5100 und W4300
Die technischen Daten lesen sich nahezu identisch – 768 Stream-Prozessoren, 1,43 TFlops Gleitkomma-Rechenleistung mit einfacher Genauigkeit und so weiter – doch optisch unterscheiden sich die Grafikkarten W5100 und die W4300 deutlich, dabei setzt AMD bei der neuen kleinen Low-Profile-Karte W4300 auf die bestehende Technik des großen Midrange-Modells Firepro W5100. Doch bei der Leistungsaufnahme offenbart sich der entscheidende Unterschied – die W4300 soll lediglich 50 statt 75 Watt verbrauchen. Erster Gedanke: Die Miniaturisierung ist so gut gelungen, dass die Karte jetzt weniger Strom schluckt. Auf Nachfrage erklärt AMD, dass die W4300 tatsächlich eine verkleinerte W5100 ist – wobei der geringere Verbrauch insbesondere auf ein verändertes Management des Systemtaktes zurückzuführen sei.
Die Vermutung liegt nahe, dass AMD die kleine W4300 in der Regel mit geringem Takt laufen lässt – entweder, um die niedrigeren Verbrauchswerte zu erreichen oder um auf der kleinen Karte keine Hitzeprobleme zu erzeugen – oder beides. Das könnte bedeuten, dass die W5100 unterm Strich in bestimmten Situationen etwas mehr Leistung bringt – jedoch konnten wir dies leider nicht testen, da wir aktuell kein entsprechendes Exemplar zur Hand hatten.
Die kleinen Größen
Was bedeutet eigentlich Low Profile? – die W4300 ist echt klein im Vergleich zu einer herkömmlichen Grafikkarte wie die W5100 – genau genommen um rund Faktor 3 kleiner. Und auch die Tarox-Workstation E9143 CD nimmt bedeutend weniger Platz weg als eine konventionelle Workstation. Ein bisschen schade ist es da schon, dass wir das Testgerät wieder zurückgeben müssen.Bei den Anwendungszertifizierungen steht die kleine W4300 dem größeren Pendant nicht nach: Mehr als 100 verschiedene Anwendungen finden sich auf der AMD-Homepage als für sie zertifiziert. Darunter auch die gängigen Design- und Konstruktionsanwendungen wie auch diverse Medien- und Entertainment-Software.
Vor- und Nachteile der XS-Hardware
Die zunehmende Miniaturisierung auch bei Ingenieurshardware liegt im Trend. Neben kompakten Workstations wie dem vorgestellten Tarox-Modell betrifft das auch das zunehmende Angebot an mobilen Workstations. Vor diesem Hintergrund muss sich der Anwender unterschiedliche Gedanken vor dem Kauf machen, etwa, welchen Zweck er abdecken möchte. Während ein Notebook wenig Spielraum für Aufrüstungen lässt, bietet ein Tower alle klassischen Möglichkeiten. Eine kompakte Small-Form-Faktor-Workstation wie „unsere“ Tarox rangiert hier dazwischen. In diese lassen sich beispielsweise noch einige Speicher- und SSD-Riegel nachlegen und auch die Grafik kann später mit neueren Low-Profile-Grafikkarten nachgerüstet werden – aber eben nur mit den kompakten Low-Profile-Karten. Es wäre die Frage an die Grafik-Hersteller weiterzureichen, was hier künftig zu erwarten steht. Aktuell gibt es solche Karten bis in die Mittelklasse. Höhere Anforderungen erfüllen sie noch nicht. Warum das so ist, zeigt das Beispiel W4300 recht gut. So scheinen die aktuellen Chips bei hohen Taktraten noch so viel Verlustleistung zu produzieren, dass eine wirtschaftliche Kühllösung ein volles Ausreizen der Leistung beschränkt.
Fazit
Die W4300 bietet einiges mehr, als es die Größe erwarten lässt. Ob die Leistung unterm Strich ausreicht, muss sicher von Anwendung zu Anwendung genauer geprüft werden. Mit der W5100 zieht die W4300 von den technischen Daten her gleich; der runtergeregelte Takt und der daraus resultierende geringere Stromverbrauch auf der Habenseite lassen eine etwas geringere Gesamtleistung erwarten.
Die Karte selbst passt natürlich auch in konventionelle Workstations – also kann auch nur aus Sicht der Workstation gefragt werden: „Macht SFF für mich Sinn?“ Hier sollte der Anwender sich mit den aktuell auf dem Markt befindlichen Karten beschäftigen – wem die W4300 zu schwach ist, der findet aktuell nichts essenziell schnelleres auf dem Markt der Low-Profile-Karten. Alternativ kann man sich die Nvidia K1200 anschauen. Von der Erweiterbarkeit sind SSF-Workstations aktuell wohl zwischen den normal großen Workstations und einem Notebook einzuordnen: RAM und Speicher sind ähnlich leicht aufrüstbar, das Angebot an passenden Grafikkarten ist (noch) auf den CAD-Einsteiger- bis Midrange-Bereich eingeschränkt. Simulationsanwender finden noch nichts in der Regalen der Grafikhersteller.
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