10.11.2022 – Kategorie: Komponenten & Systeme

Rangiersysteme mit starkem Antrieb: Für mehr Urlaub beim Caravaning

RangiersystemeQuelle: Truma

Unterwegs mit dem Wohnwagen – für viele der Traum vom Reisen schlechthin, wäre da nicht das Einparken der schweren Caravans am Übernachtungsort. Mit Rangiersystemen von Truma klappt das bequem per Fernbedienung. Damit die Rangierhilfen die enorme Belastung meistern, sind besondere Antriebssysteme verbaut.

Rangiersysteme in der Praxis: Urlaub naturnah, im eigenem Bett, mit persönlichen Wohlfühl-Extras und dem Gefühl von Freiheit. Wer einmal mit dem Wohnwagen unterwegs war, mag diese Art des Reisens meist nicht mehr missen. Für viele bedeutet Caravaning runterschalten, Langsamkeit zelebrieren, den Urlaub genießen.

Caravaning auf einem neuen Level

Doch so manches Mal trügt diese Idylle: Das erwünschte Klapptisch-raus-und-die-Füße-hochlegen ist nicht immer drin: Nach langen Stunden der Anfahrt durch Staus und Straßenstaub wartet auf die Caravan-Liebhaber am Ziel oft noch eine Herausforderung: Sie müssen ihren Wohnanhänger in die zugewiesene Parzelle rangieren. Denn oft ist es so eng auf dicht belegten Campingplätzen, dass nur bleibt, den Caravan vom Pkw abzukuppeln und mit seinen typischerweise 1,7 Tonnen per Hand auf den freien Stellplatz zu bugsieren – über unebenes Gelände holpernd, vielleicht über Baumwurzeln, durch Sand oder bremsenden Schotter.

Alleine funktioniert das in der Regel nicht, nicht mal unbedingt zu zweit. Kein Wunder also, dass sich Rangiersysteme, wie die „Mover“ von Truma, zu einem beliebten Nachrüstzubehör für Caravans entwickelt haben. Die am Chassis befestigten Motoreinheiten haben speziell entwickelte Antriebsrollen, die angedrückt an die Räder des Wohnwagens die Drehmomentübertragung sicherstellen. Per Fernbedienung lässt so der Caravan ohne das Zugfahrzeug millimetergenau steuern.

Rangiersysteme
Mover sind batteriebetriebene Rangierhilfen. Viel Entwicklungsarbeit steckt in der Fernbedienung: Mit ihr lässt sich der Caravan kinderleicht steuern. Bild: Truma

Rangiersysteme: „Moverst“ du schon?

„Nicht jedes Mal sind andere Camper hilfsbereit zur Stelle“, berichtet Dr. Andreas Schmoll, Senior Product Manager Caravan Mover bei der Truma Gerätetechnik GmbH & Co. KG. Truma mit Sitz in Putzbrunn bei München zählt bei Komfortprodukten für Freizeitfahrzeuge wie etwa Heiz- und Klimasystemen zu den großen Namen. Vor gut 22 Jahren hat das Unternehmen den ersten Mover so erfolgreich eingeführt, dass es heute oft in Camping-Foren heißt: „Ich mover auch“, womit gemeint ist, dass ein Mover-System am Caravan installiert ist und häufig zum Einsatz kommt.

Rangiersysteme
Parvalux hat in der Antriebseinheit des Truma smart Mover A Getriebemotor, Rolle und Anschwenkmotor integriert. Bild: Truma

Ob die elektrische Rangierhilfe Herausforderungen wie steile Auffahrten, rutschige Hanglagen, Kopfsteinpflaster und schmale Durchgänge gleichermaßen meistert, hängt vor allem davon ab, wie zuverlässig das Gerät in diesen Belastungssituationen arbeitet: „Ein Mover hängt unterm Chassis und ist dort auch während der Fahrt erheblich den Elementen ausgesetzt.“, erläutert Schmoll.

Im Mover-Portfolio von Truma steckt deshalb nicht nur viel Entwicklungsarbeit und Erfahrungswissen, sondern auch entsprechend leistungsfähige und robuste Komponenten. Für seine Modelle Mover smart A und Mover smart M setzt Truma auf Antriebssysteme samt Rollen von Parvalux Electric Motors Ltd. aus Bournemouth (UK). Parvalux hat sich auf kleine Motoren und Winkelgetriebe mit hoher Verlässlichkeit spezialisiert. Seit 2018 gehört das Unternehmen zur Maxon Gruppe und ergänzt deren Expertise rund um die Antriebstechnik.

Gleichmäßige Kraftentfaltung für Rangiersysteme

Parvalux hat eine Motor-Getriebe-Einheit samt Rolle für die genannten Mover-Varianten auf extreme Belastungen ausgelegt. Sie besteht aus einem bürstenbehafteten Permanentmagnet-Gleichstrommotor (PMDC Typ PM 63). Der Vorteil von PMDC-Motoren ist nicht nur ihr flexibles Design, sie sorgen auch für eine gleichmäßige Kraftentfaltung, was etwa in Kurven und an Steigungen wichtig ist. Verbaut ist zudem ein Winkelgetriebe (Typ M10SX) mit Selbsthemmung. Die Rollen aus Aluminium sind eine Spezialanfertigung mit Wellenprofil und aufgerauter Oberfläche. Stahlbau, Verkleidung und Steuerung, Fernbedienung, sowie Programmierung und Software übernimmt Truma selbst.

Generell unterscheiden sich elektrische Rangierhilfen in der Anschwenkmechanik. Bei halbautomatischen Systemen werden die Getriebemotoren mit Rolle per Hebel manuell an die Reifen angedrückt, bei automatischen Modellen per Knopfdruck über einen separaten Anschwenkmotor. Truma deckt mit den Modellen Mover smart M (mechanisches Anschwenken) und Mover smart A (automatisches Anschwenken) für Einachser im mittleren Preissegment beide Präferenzen ab. Die automatische Variante wiegt mit der Antriebseinheit lediglich 32 Kilogramm und bewegt dabei bis zu 2 Tonnen eine Steigung von 13 Prozent hinauf. Sein mechanischer Kollege wiegt mit Hebel 33 Kilogramm und ist geeignet für Caravans bis zu 1800 Kilogramm. Wichtig ist das geringe Gewicht wegen der limitierten Zuladung.

Ansonsten ist das Gerätekonzept beider Modelle im Wesentlichen gleich: Am Chassis wird neben jedem der beiden Wohnwagen-Räder ein Antriebssystem mit integrierter Rolle mit einer Schnellbefestigung klemmend befestigt, beim Mover smart M mit Hebel zum Anschwenken, beim Mover smart A ist auf jeder Seite je ein zusätzlicher Anschwenkmotor integriert. Diese sind über ein mehrteiliges Stahlrohr mechanisch gekoppelt. Kabelbäume, die auf die hohen Ströme von bis zu 120 Ampere bei steiler Bergfahrt ausgelegt sind, verbinden die Motoren mit der Steuerung, die mit der Bordbatterie verkabelt ist.

Rangiersysteme
Ein bürstenbehafteter Permanentmagnet-Gleichstrommotor (PMDC) treibt die Systeme an. Bild: Parvalux

Auf den Grip kommt‘s an

Die konstruktiven Herausforderungen der Applikation stecken auch im kräftigen Andrücken der Rollen an die Reifen. „Das Andrücken der Rolle erfolgt mit unglaublich hoher Kraft, damit viel Grip entsteht. Da wirken circa 4.500 Newton in den Reifen“, erläutert Dr. Schmoll. Um ein Verdrehen zu verhindern und das Moment aufzunehmen, sind die beiden Einheiten in der Mitte durch das erwähnt Stahlrohr verbunden. Wichtig ist dabei, dass auch das Wohnwagenchassis diese Belastung aushält, ohne dass irgendwelche Veränderungen an ihm vorgenommen werden dürfen. Neben der hohen Druckkraft auf die Reifen, erhöhen die Rollen mit ihrem wellenförmigen Profil und rauer Struktur den Grip. Das Kunststück ist, dass die Rollen gleichzeitig den Reifen auf keinen Fall schädigen dürfen.

Auch auf holperigem Untergrund oder Hindernissen ergeben sich Anforderungen an die Applikation. „Wenn etwa die rechte Seite über eine Bordsteinkante fährt und durch die einseitig höhere Belastung hier langsamer wird, darf der Mover nicht zu stark in der Leistung einbrechen“, sagt Dr. Schmoll. Entsprechend muss das ganze System für asymmetrische Belastungen ausgelegt sein. Deswegen hat Truma die Rangiersysteme mit Reserve konstruiert. Wichtig ist auch die Selbsthemmung des Getriebes, das ebenfalls Parvalux liefert. Das Spindelgetriebe überträgt die Kraft, wie oben erwähnt, nur in eine Richtung. Wenn aus irgendeinem Grund die Spannung abfällt, muss das Getriebe die rund 2 Tonnen des Caravans auch am Berg halten.

Dem Urlaubsfeeling kommt entgegen, dass Tempo auch bei den Movern kontraproduktiv ist: Beim Rangiermanövern geht es ausschließlich um Präzision. Sie können vorwärts ebenso fahren wie rückwärts, geradeaus, um die Kurve und den Caravan auf der Stelle drehen. Auf diese Weise lässt sich der Wohnanhänger mit zehn Metern pro Minute ganz bequem per Fernbedienung steuern, wenn es sein muss, vom Campingstuhl aus – wir sind ja im Urlaub.

Die Autorin Karin Pfeiffer ist freie Journalistin.


Teilen Sie die Meldung „Rangiersysteme mit starkem Antrieb: Für mehr Urlaub beim Caravaning“ mit Ihren Kontakten:

Zugehörige Themen:

Antriebstechnik, Getriebe

Scroll to Top