Digital Engineering Magazin 2013/06

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Liebe Leser, der Ex-Geheimdienstmitarbeiter und Whistleblower Edward Snowden hat die Welt in Aufruhr versetzt. Seine Enthüllungen über die Spionageprogramme der US-Geheimdienste und auch anderer Länder zeigen, wie hilflos wir wirklich im digitalen Zeitalter sein können. Als wir zu Schulzeiten den Roman „1984“ von George Orwell über den totalitären Überwachungsstaat gelesen haben, erschien mir alles weit weg von der Wirklichkeit zu sein, eine interessante Fiktion, nicht mehr. Aber 30 Jahre später haben sich die Realitäten geändert. Wir sehen uns plötzlich einem Spionageapparat gegenüber, der uns schon mit voller Breitseite erfasst hat.
Viele Details des Abhörskandals sind noch nicht bekannt, dennoch reichen die offengelegten Fakten aus, bisherige Partnerschaften und Vertrauensverhältnisse in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. Deutschland etwa, der Partner und angebliche Freund musste zur Kenntnis nehmen, mit monatlich bis zu 500 Millionen Kommunikationsverbindungen vom US-Geheimdienst NSA massiv überwacht worden zu sein – und natürlich ohne Rücksicht auf die verfassungsmäßigen Grundwerte des deutschen Staatsbürgers.
Edward Snowden hat mit seinen Enthüllungen auch die IT-Branche der USA in helle Aufregung versetzt. IT-Größen wie Google, Facebook, Apple und Microsoft wollten zwar in den letzten Wochen den Eindruck erwecken, ihre Zusammenarbeit mit den US-Behörden beschränke sich auf das Nötigste, der britische „Guardian“ hatte aber Anfang Juli berichtet, wie Microsoft mit den Ermittlern kooperiert. Dabei soll Microsoft der NSA ermöglicht haben, die Verschlüsselung von E-Mails zu umgehen. Über das Spionageprogramm Prism hätten die NSA und das FBI sogar Zugriff auf den Cloud-Speicherdienst SkyDrive gehabt.
All diese Enthüllungen dürften auch Unternehmen und Anwender in der Fertigungsindustrie zurecht verunsichern. Niemand weiß im Moment genau, inwieweit auch CAD- und PLM-Daten betroffen sind und was mit ihnen geschieht – Thema Industriespionage. Dies bestätigt auch Rainer Glatz, Geschäftsführer der VDMA-Arbeitsgemeinschaft Produkt- und Know-how-Schutz. „Gerade die Fokussierung auf den Süden und Westen von Deutschland, in denen viele unserer „Hidden Champions“ sitzen, lässt die Sorge aufkommen, dass auch gezielt Wirtschafts- und Industriespionage betrieben wird.“ Deshalb müssen Unternehmen in der Fertigungsindustrie in Zukunft ihr geistiges Eigentum noch stärker schützen.
Es lässt sich gut vorstellen, dass der Spionageskandal auch Auswirkungen auf das Thema Cloud hat. Hier sind nun die Cloud-Anbieter gefordert, für die notwendige Transparenz zu sorgen. Cloud-Anbieter sollten die Daten vermehrt außerhalb der USA und stattdessen mehr in Europa speichern.
Gespannt bin ich auch, wie es mit Industrie 4.0 weitergehen wird. Schließlich gehören zu den technologischen Grundlagen von Industrie 4.0 cyberphysische Systeme und das Internet der Dinge. Lassen sich dadurch nicht noch einfacher produk­tionsrelevante Daten abgreifen? Wir bleiben dran am Thema!

Ihr
Rainer Trummer, Chefredakteur

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