Digital Engineering Magazin 2012/06

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Vom Higgs-Teilchen und dem Engineering
am 4. Juli feiern die Vereinigten Staaten von Amerika ihren Unabhängigkeitstag, aber vielleicht geht ja dieses Datum auch in die Geschichtsbücher der Physiker ein. Am 4. Juli 2012 haben nämlich die Elementarphysiker am Teilchenforschungszentrum CERN bei Genf bekannt gegeben, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit das jahrzehntelang gesuchte Higgs-Teilchen gefunden hätten. Dieses gilt als letzter unbekannter Baustein der Materie und soll erklären, warum sie überhaupt eine Masse hat. Auch Bundesforschungsministerin Annette Schavan nannte die Entdeckung eine „wissenschaftliche Sensation“ und gratulierte den beteiligten Wissenschaftlern.
Es ist ziemlich sicher, dass es sich bei dem neu entdeckten Teilchen um das Higgs-Boson handelt. Denn die Daten zeigen klare Signale für ein neues Teilchen im Signifikanzbereich von fünf Sigma. Das ist die Grenze dafür, dass die Entdeckung eines Teilchens anerkannt werden kann. Laut den CERN-Wissenschaftlern liegt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Ganze nur auf einem Messfehler beruhe, bei rund eins zu einer Million. Noch sei allerdings weitere Forschung nötig, um die genauen Eigenschaften des entdeckten Teilchens zu ermitteln.

Was hat die High-End-Forschung am CERN nun mit Engineering zu tun? Viel! Die Experimente finden nämlich im weltgrößten Teilchenbeschleuniger LHC ­(Large Hadron Collider) am europäischen Kernforschungszentrum CERN bei Genf statt. Eines der vier dort durchgeführten Experimente ist das CMS-(Compact-Muon-Solenoid-)Experiment. Und für die komplexe Kabelplanung haben die Entwicklungsingenieure für den CMS-Detektor bis Ende 2008 Euklid verwendet und migrierten dann zu den Dassault-Lösungen CATIA V5 und ENOVIA SmarTeam. Sämtliche Kabel-Dateien werden in einer ­Oracle-Datenbank vorgehalten – und sind für alle Beteiligten über ein Web User Interface jederzeit einsehbar. Über den CMS-Detektor im Kontext des Engineerings haben wir bereits im DIGITAL ENGINEERING Magazin 4/2009 berichtet (Seite 70 bis 72). Im CMS werden die Flugbahnen und Energien der am Kollisionspunkt erzeugten Teilchen vermessen und die Produkte dieser hochenergetischen Kollisionen mit 40 Millionen Bildern pro Sekunde in 3D aufgezeichnet. Um diesen gewaltigen Detektor zu steuern und die Ergebnisse der Experimente auszuwerten, wurden rund 56.000 Kabel mit einer Länge von bis zu 350 Metern verlegt. Also lässt sich festhalten: Einen kleinen Anteil hat auch die CAD- und PLM-Welt an der wahrscheinlichen Entdeckung des Higgs-Teilchens.

Ihr
Rainer Trummer, Chefredakteur
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