14.09.2015 – Kategorie: Hardware & IT
PLM-Strategien für den Mittelstand: Wichtige Basis für Dokumentenlenkung
Vom einstigen CAD-Datenmanagement zum Collaborative Product Lifecycle Management von heute ist es ein weiter Weg. Wer intern und extern vernetzte Echtzeit-Prozesskoordination über den gesamten Produktlebenszyklus betreiben will, benötigt ein einheitliches Product Data Backbone für alle den PLM-Prozess betreffenden Dokumente im Unternehmen. Von Raimund Schlotmann
Innerhalb aller Kernanwendungen eines Maschinen- und Anlagenbauers entstehen Dokumente, die traditionell eher getrennt verwaltet werden: Im CAD-Umfeld in PDM-Systemen, im Bereich ERP/SCM/CRM mittels DMS-Einsatz. Dies erschwert eine abteilungsübergreifende, durchgängige Arbeit mit produktrelevanten Daten und Dokumenten. Technisch geprägte Unternehmen mit komplexen Produkten benötigen daher ein einheitliches Product Data Backbone, das sowohl DMS als auch PDM auf einer Datenbasis abdeckt. Für die Kategorisierung dieses DMS-Segments wird auch der Begriff „DMStec“ verwendet. PROCAD hat mit PRO.FILE ein PDM- und DMStec-System entwickelt, das die Anforderungen an ein solches Product Data Backbone erfüllt und den Ausbau zu Collaborative PLM ermöglicht.
Die Strukturinformationen zu einem Bauteil entstehen in der Entwicklung, man verwendet sie aber ebenso in der Fertigung und im Vertrieb. CAD-, PDM, ERP- und CRM-Systeme arbeiten aber in den seltensten Fällen in durchgängig gemanagten Strukturen. Betrachtet man darüber hinaus die Ablage in klassischen File-Systemen wie der Windows-Explorer-Struktur und die damit verbundene Menge an unstrukturierten Daten, wird einem schnell klar: Versionen, Freigaben und Kollaboration lassen sich auf dieser Basis nicht ausreichend lenken.
Klassische Ordnerstrukturen in File-Systemen eignen sich nicht für einen strukturierten Product Data Backbone. Ist zum Beispiel ein Motor in einer Anlage an fünf verschiedenen Stellen verbaut, liegt die Spezifikation an fünf verschiedenen Stellen innerhalb der Ordnerstruktur. Ändert sie sich, muss man dies an allen fünf Stellen synchronisieren. Und hierbei ist noch nicht berücksichtigt, dass die Spezifikation der Entwicklungsabteilung, der Fertigung, des Einkaufs und die Produktbeschreibung des Vertriebes in völlig unterschiedlichen Ordnerstrukturen oder gar Systemen abgelegt sind – obwohl sie sich mit ein und demselben Motor beschäftigen.
Über die Ablage und Verschlagwortung von Document-Management-Systemen lässt sich eine Zusammengehörigkeit von Dokumenten zwar über gleiche Keywords herstellen. Der Zusammenhang ist aber nur über die Struktur der Anlage eindeutig herstellbar, denn diese ist zunächst einmal unabhängig von einem Dokument. So wie die Patientenakte zum Patienten gehören auch die technischen Dokumente zu der Baugruppe der Anlage oder Maschine.
In der Anlagenstruktur aufgehängt
DMStec verwaltet deshalb eine Produktstruktur, eine Anlage oder ein Infrastrukturobjekt in einer vom Dokument losgelösten Form. Strukturen werden durch die technische Ausprägung der Anlage/des Produkts oder den Aufstellort gebildet und sie können mehrfach und unabhängig voneinander existieren. Gebildet wird die Struktur über Verknüpfungen und Metadaten/Sachmerkmale. Die Strukturen bilden somit den Zusammenhang ab und die Dokumente lassen sich darin ablegen und einhängen. Verknüpfungen lenken Arbeitsschritte über Zusammenhänge und sorgen dafür, dass dieselbe Information nur einmal vorhanden ist und sich bearbeiten lässt.
Damit wird ein Schritt vollzogen weg von der filesystemorientierten Ordnerstruktur hin zu dynamischen Sichten auf eine gemeinsame Datenbasis. Jedes Dokument kann man im System nur einmal mit bestimmten Informationen hinterlegen und in Strukturen mit einem logischen Zusammenhang verknüpfen. Unabhängig davon wird nun eine Ordnerstruktur als dynamische Sicht darauf aufgebaut. Das Dokument liegt somit nicht in einem festgelegten Ordner, vielmehr ist die Ordnerstruktur nur eine Sicht auf das Dokument.
Die Konstruktionsabteilung gestaltet sich ihre Sicht auf Zeichnungen und CAD-Modelle eines Bauteils anders als die Produktion, die sich für Montage- und Fertigungsberichte interessiert. Der Vertrieb wiederum will sich alle zum Bauteil gehörenden Lieferantenangebote, Reklamationen usw. ansehen. Weil jedes Dokument nur einmal im DMStec abgelegt wird, greift jeder stets auf die richtigen und aktuellen Dokumentversionen zu.
Einheitliches Product Data Backbone als Basis für Dokumentenlenkung
Mit der Nutzung von Maschinenakten auf Basis eines durchgängigen Product Data Backbone schafft man die Grundlage für eine Dokumentenlenkung, wie sie im Maschinen- und Anlagenbau, in der Chemie- oder Energieversorgerbranche notwendig ist – überall dort, wo komplexe technische Strukturen das Bild prägen. Strukturverwaltung ist umso notwendiger, je mehr ein Unternehmen die strukturierte Dokumentenlenkung/Freigabe/Pflege von Dokumenten und Informationen benötigt.
Dokumentenlenkung bedeutet hier das Steuern von Dokumentenänderungen und -flüssen. Nach DIN 9001 versteht man darunter die Zuordnung von Dokumenten zu Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Diese muss auf Strukturen basieren, die unabhängig vom Dokument „leben“. Die Dokumentenlenkung ist der logische nächste Schritt nach der Einführung eines Product Data Backbone für DMStec und PDM. Damit erreicht das Unternehmen die Evolutionsstufe Product Lifecycle Management. Hierfür hat PROCAD mit PRO.CEED ebenfalls ein adäquates Werkzeug entwickelt.
Collaborative PLM bietet auch ein detailliertes Änderungs- und Projektmanagement. Zum Projektmanagement gehören Projekt-Vorlagen und ein entsprechendes Rechte- und Rollenkonzept sowie Projektberichte und -auswertungen für Einzel- und Multiprojekte, die auf Knopfdruck zur Verfügung stehen. Damit lässt sich eine hohe Transparenz erreichen – sowohl für Beschäftigte, die täglich in Projekten arbeiten, als auch für das Management.
Mechanische und elektronische Komponenten verwalten
Immer wichtiger im PLM-Kontext wird die Mechatronik. Nahezu jedes Maschinenbauelement beinhaltet mittlerweile Komponenten der Elektronik und Elektrotechnik. Eine Lösung für Collaborative PLM muss daher sowohl die mechanischen Teile als auch solche aus dem Bereich E-Technik/Elektronik verwalten und managen. Erst so lässt sich eine Durchgängigkeit von der Entwicklung über die Prozesse in der Verwaltung bis zur Übergabe an das ERP-System erreichen.
Man stößt damit in den Bereich des Systems Engineering vor. Auch wenn schon lange darüber gesprochen wird: Die disziplinübergreifende Zusammenarbeit hinsichtlich Mechanik, Elektrotechnik und Software ist noch längst nicht in dem Maße Realität, wie es wünschenswert wäre. Jedoch besteht kein Zweifel daran, dass der systemorientierte Entwurf – losgelöst von der Realisierungsform in Mechanik, Elektrik oder Software – in der Zukunft und im Kontext von Industrie 4.0 eine bedeutende Rolle spielen wird. PROCAD arbeitet deshalb daran, über PLM-Projekte die Zusammenarbeit der Disziplinen zu erleichtern. Über die bloße gemeinsame Datenhaltung geht dies weit hinaus und sorgt für eine koordinierte Zusammenarbeit aus Sicht des Gesamtsystems.rt |
Raimund Schlotmann ist Geschäftsführer von PROCAD in Karlsruhe.
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