06.02.2023 – Kategorie: Komponenten & Systeme

Messsystem: Kundenspezifische Anpassung für die vertikale Plattensäge

MesssystemQuelle: Striebig AG

Zum 60-jährigen Bestehen hat der Hersteller Striebig eine neue Sägen-Variante mit Funktionen aufgelegt, die eine Anpassung des bestehenden Messsystems für die X- und Y-Achsen erforderte. Was kann die neue Maschine und wie wurden die Anpassungen umgesetzt?

Striebig ist für vertikale Plattensägen ein ähnlicher Gattungsbegriff wie eine gewisse Taschentuchmarke für Tempotaschentücher. Dabei ist die Firma aus dem schweizerischen Luzern mit ihren rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der sogenannten Hidden Champions. Doch wie kam es dazu? Vor 60 Jahren entwickelte der Schreiner Ludwig Striebig eine vertikale Holzbearbeitungsmaschine, mit der er den vertikalen und horizontalen Zuschnitt äußerst platzsparend durchführen konnte. Schließlich brachte er sie in die Serienproduktion. Seitdem entwickelt das Unternehmen die vertikale Sägetechnik kontinuierlich weiter und hat heute weitere Varianten, Technik und Automatisierungselemente im Programm. In vielen der Maschinen steckt ein Messsystem zur Wegmessung der X- und Y-Achsen.

Der Zuschnitt großer Holzplatten

Der Zuschnitt großer Holzplatten beansprucht auf horizontalen Plattensägen sehr viel Raum. Vertikale Plattensägen hingegen versprechen eine enorme Platzersparnis und sie sind einfach und ergonomisch zu bedienen. Deshalb sind sie heute in vielen Schreinereien und Baumärkten vertreten. Die Holzplatte wird in einem Sägerahmen im Fünf-Grad-Winkel auf Rollen gestellt und angelehnt. Mit einem beweglichen Sägeaggregat kann der Facharbeiter nun vertikal und horizontal den Zuschnitt durchführen. Die Maße für die jeweilige Platte kann er bei Einsatz digitaler Messsysteme sowohl für die X- als auch die Y-Achse einstellen. Dem Maschinenhersteller Striebig kommt es an dieser Stelle vor allem auf hohe Genauigkeit an.

Magnetische Längenmessung in der Holzbearbeitung

Gerade in der Holzbearbeitung sind magnetische Messsysteme für die Längenmessung ideal geeignet. Es handelt sich um ein berührungsloses Verfahren, bei dem ein magnetischer Sensor ein Magnetband in einem definierten Abstand abtastet. Pius Elmiger, Head of Development & Engineering bei der Striebig AG, erläutert: „Vorteilhaft sind Robustheit, Verschleißfreiheit und in unserem Bereich insbesondere die Unempfindlichkeit gegenüber Verschmutzungen wie Späne und Staub. Ein empfindliches optisches System beispielsweise kommt in dieser rauen Arbeitsumgebung nicht in Frage. Mechanische Seilzugsysteme unterliegen wiederum einem höheren Verschleiß.“

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Die eingesetzte Messanzeige mit LCD-Punktmatrix-Display und einer Anzeigengenauigkeit von 10 Mikrometern. Bild: Striebig AG

Messsystem: Angepasste Messanzeige für die Edition 60

Bei der „Edition 60“, die Striebig anlässlich des 60-jährigen Bestehens herausgebracht hat, kommt für die Einstellungen der Maße auf der Y-Achse eine weitere digitale Messanzeige inklusive des Magnetsensors MS500 zum Einsatz, die vom Sensor- und Messtechnik-Hersteller Siko speziell auf die Anforderungen dieser neuen Holzbearbeitungsmaschine angepasst wurde. Das bestehende autonome Messsystem für die Maßeinstellung des vertikalen Schnitts auf der X-Achse, das Siko bereits für viele frühere Maschinen-Varianten geliefert hat, wurde beibehalten.

Die Edition 60 ist eine Weiterentwicklung der handbetriebenen Standard-S-Maschine, die über besondere zusätzliche Merkmale verfügt, allen voran eine integrierte Plattenabsenkvorrichtung. Diese ermöglicht einen ergonomischen Ein-Personen-Plattenzuschnitt. Wenn im unteren Bereich der Platte ein Besäumschnitt erfolgen soll, musste die Platte bisher von zwei Personen angehoben und gedreht werden – und der Schnitt dann oben erfolgen. Dieser zusätzliche Schritt entfällt dank der neuen Plattenabsenkvorrichtung, die die Holzplatte greift, anhebt und sicher in der gewünschten Höhe festhält. Auf diese Weise ist im unteren Bereich ein präziser Schnitt möglich.

Die umfassende Grundausstattung der neuen Maschine garantiert zudem kurze Prozesszeiten und einen sicheren, handgeführten Arbeitsablauf. Der Sägerahmen wurde zusätzlich stabilisiert, damit pro Plattenabsenkeinheit 80 Kilogramm gehalten werden können. Standardmäßig sind zwei Plattenabsenkeinheiten vorgesehen; eine dritte ist optional. Die Edition 60 bedient einen hohen Sicherheitsstandard, da eine Zweihandbedienung integriert ist, sodass der Bediener nicht in den Sägebereich hineingreifen und sich verletzen kann.

Offsetwerte integriert

Das neue Messsystem mit weiteren Funktionalitäten ist nötig, um bestimmte Offsetwerte, die sich durch die Plattenabsenkvorrichtung ergeben, auf der Y-Achse einstellen zu können. Die Basis für die Weiterentwicklung ist die Siko-Standard-Anzeige MA502. Jedoch gab es Anpassungen: Zum einen wurde ein Offsetwert für die Mittelauflage benötigt. Ein weiterer Offsetwert ergibt sich durch den oben beschriebenen Besäumschnitt im unteren Bereich. Dafür wird die Platte mit der Plattenabsenkvorrichtung um 58 Millimeter angehoben. Dieser Versatz markiert den neuen Nullpunkt an der Unterkante der Platte, sodass nun eingestellt werden kann, wie groß der Besäumschnitt ausfallen soll. Zudem wurde das Referenzieren des Messsystems beim Einschalten der Maschine auf die neuen Anforderungen durch die veränderten Nullpunkte angepasst.

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„Die magnetische Messung ist das Verfahren der Wahl für unsere Sägen.“
Pius Elmiger, Head of Development & Engineering, Striebig AG, Bild: Striebig AG

Bediensicherheit durch Klartexthinweise

Eine weitere Anforderung an die Messanzeige war die Möglichkeit, auch einfache freie Texte anzuzeigen, um mit dem Bediener kommunizieren zu können. Diese Ergänzung ermöglicht noch mehr Bedien- und Prozesssicherheit: Es können Warnungen oder Fehler angezeigt werden, etwa dass die Druckluft abfällt oder ein Fehler an der Plattenabsenkvorrichtung vorliegt. Zudem lassen sich allgemeine Infos einspielen, wie die bereits gelaufenen Netzstunden der Maschine oder des Motors. Auch Messwerte werden von der Steuerung aufgezeichnet und auf der Messanzeige dargestellt.

Messsystem: Den Standarf Anwender-gerecht optimieren

Pius Elmiger beschreibt die gemeinsame Entwicklungsarbeit mit Siko: „Ausgehend von der Standardanzeige konnten wir unsere Anforderungen definieren und auch Ergänzungen an die Firma Siko richten, deren Team uns stets entgegenkam und bei den technischen Fragen unterstützte. So konnten Geräte programmiert, ausprobiert, modifiziert und wieder eingebaut werden, um eine passgenaue Lösung zu erhalten.“ Auch die Integration des Messsystems in die Software der Edition-60-Maschine war dank der bekannten Schnittstelle (RS485) und der Standardprotokolle unkompliziert.

Die Autorin Michaela Wassenberg ist freie Journalistin.

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