18.11.2015 – Kategorie: Technik

Luftfederelemente sorgen für wackelfreies Opern-Erlebnis

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Verborgene Helfer wie Inspizienten und Souffleure sorgen in der Welt der darstellenden Künste für reibungslose Abläufe. In der Walisischen Nationaloper in Cardiff retteten nun verborgene Helfer nichtmenschlicher Art eine Inszenierung. Von Robert Timmerberg

Wie bringt man die schrägen Phantasien eines Autors wie Edgar Allen Poe auf die Bühne? Der Plan der Macher bei der walisischen Staatsoper klingt einfach: Bei „The Fall of the House of Usher“ sollte ein 3D-Projektor während der Vorstellung das Anwesen der Ushers und so manchen Dämon an die Wände werfen. Bühnenarbeiter sollten dazu den laufenden Projektor bei geöffnetem Vorhang zu unterschiedlichen Positionen bewegen. Das Problem war jedoch, dass der Boden, über den der Projektor auf einem Wagen bewegt werden sollte, gefliest ist. Das machte die ganze Aktion zu einer unruhigen Sache, die Projektionen eingeschlossen. An ein entspanntes Betrachten der Szenerie während der Aufführungen wäre nicht zu denken gewesen.
Nun schwebte dem Opernteam vor, irgendetwas unter den Wagen zu montieren, um die Gesamtkonstruktion wie von Zauberhand zu beruhigen. Schließlich war nicht vorgesehen, dass auffällige Dämpfungslösungen von den projizierten Bildern ablenken. Da das Problem erst während der Proben auftrat und die Budgets der darstellenden Künste auch in Wales nicht unerschöpflich sind, hatte man eine Obergrenze für die nachträglichen Aufbauten in Höhe von 2.000 englischen Pfund gesetzt.
Mit diesen Rahmenbedingungen im Hinterkopf lud die Oper mehrere Anbieter von Schwingungsisolationsprodukten ein, Lösungen zu präsentieren. Bei allen schlugen jedoch schon die Kosten für die vorgesehenen Testaufbauten mit 2.000 Pfund zu Buche. Bei allen Unternehmen – bis auf einem.

Messung vor Ort per Schwingungs-App

Bühnenreif war auch der Auftritt von Craig Lancaster, technische Berater von ACE Controls für Wales und den Westen von England: „Ich habe unsere Testaufbauten gleich mitgebracht.“ Mit diesen Worten zog er sein Smartphone aus der Hosentasche.
Danach erklärte er den Anwesenden, dass ACE eine App namens VibroChecker entwickelt hat, die in Sekundenschnelle Vibrationen messen und anschließend im Regelfall die zu deren Isolierung geeigneten Produkte direkt ermitteln kann. Craig Lancaster startete die App, klickte auf Vibration messen und legte sein Smartphone auf die zu beruhigenden Umgebungen.
Die Messergebnisse brachten mit Dieter Wohlschlegel einen zweiten Experten von ACE ins Spiel, da ACE in diesem speziellen Fall internationale Teamarbeit für die beste Lösung hielt. So sandte Craig Lancaster die Messdaten im CSV-Format direkt aus der VibroChecker App heraus per E-Mail an seinen Kollegen im 830 Kilometer entfernt von Cardiff liegenden Langenfeld. Wohlschlegel befasste sich umgehend mit der Auswertung und arbeitete detaillierte Lösungsvorschläge aus.
Bei Bedarf kann aber auch jeder Anwender der App vor Ort die erhobenen Werte in die Berechnungsmaske übernehmen, um anschließend wichtige Kenndaten einzugeben wie Maschinengewicht, Anzahl der Auflageflächen und den gewünschten Isolationsgrad, so dass man die geeigneten Lösungen aus dem ACEolator-Portfolio angezeigt bekommt.
Im konkreten Fall empfahl ACE eine Kombination aus dem Umbau der Projektorkonstruktion und dem Einbau von Luftfederelementen zur Schwingungsisolierung. Dies jedenfalls legte die Berücksichtigung der am einen Ort von Craig Lancaster erhobenen und am anderen Ort von Dieter Wohlschlegel analysierten Eckdaten nahe.
Das Gewicht des Projektorrahmens wurde um 10 Kilo erhöht. Durch die eingesparten Testaufbauten war dieser kleine Umbau noch ohne weiteres im Budget enthalten. Anschließend wurden drei Luftfederelemente des Typs PLM1 montiert.

Nicht nur für niederfrequente Schwingungen

Die verbauten Luftfederelemente gehören zur ACEolator-Familie. Je nach Schwingungsgrad und Umgebung stehen insgesamt drei verschiedene Produktreihen, bestehend aus den hier vorgestellten niederfrequenten Luftfederelementen, Gummi-Metall-Isolatoren und schwingungsisolierenden Platten, zur Verfügung. So ist es Konstrukteuren möglich, nahezu alle Herausforderungen im Bereich der Schwingungsisolierung zu meistern.
Dies gilt nach Angaben des Herstellers ausdrücklich auch für nachträglich zu schützende Maschinen. Die PLM1 sind wie alle Luftfederelemente im niederfrequenten Bereich angesiedelt und kommen in erster Linie immer dann zum Einsatz, wenn es darum geht, Messtische, Prüfeinrichtungen und Hochleistungsmaschinen zu isolieren.
Eine interne Luftkammer garantiert eine signifikante Isolierwirkung bereits ab 5 Hertz aufwärts. Die Eigenfrequenz liegt bei 3 Hertz im optimal belasteten Zustand. Dieser wird erreicht, wenn die maximale Belastung der einzelnen Luftfederelemente möglichst maximal ausgeschöpft wird.
Da dies durch das gesteigerte Gewicht des Projektorrahmens um 10 Kilo gelang, wurde eine optimale Traglast für die drei PLM1-Maschinenelemente von nahezu 60 Kilo erzielt. Für andere Einsatzfälle hält ACE zudem PLM-Elemente mit automatischen Niveauregelventilen zur Höhenregelung bereit. In diesen Fällen verfügt jeder Haupt-isolator über ein angebautes Regelventil, das als Lastfühler und Lagesensor fungiert.
Um die Tragfähigkeit des Gesamtsystems zu steigern, lassen sich beliebig viele Parallel-Luftfedern hinzufügen.

Fazit

In Wales waren die Verantwortlichen mehr als zufrieden. Die projizierten Bilder waren auch bei den vorgesehenen Fahrten gestochen scharf, und das veranschlagte Budget von 2.000 englischen Pfund wurde mit 500 Pfund nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft.
Zu hoffen bleibt, dass die projizierten Bilder den Zuschauern nicht so manche Nacht den Schlaf rauben werden, wie dem Roderick Usher, dem letzten seines Geschlechts, kurz vor seinem Untergang.   (jbi)

Robert Timmerberg M.A. ist Fachjournalist aus Düsseldorf.


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