30.07.2012 – Kategorie: Branchen, Fertigung & Prototyping, Hardware & IT, Management, Sonstiges, Technik
Kongressmesse: Chancen und Risiken des orthopädietechnischen Marktes
Die OrthoTec Europe, eine Kombination von Fachmesse und Fachkongress, bietet am 12. und 13. September in Zürich zukunftsträchtige Lösungen rund um die Orthopädietechnik. Es werden Systeme für die Entwicklung, Konstruktion sowie für die Produktion und Herstellung orthopädischer Produkte präsentiert. Der Kongress und das Innovation Investment Hub thematisieren Innovationsmöglichkeiten und das Erschließen neuer Märkte.
Der Markt für Orthopädietechnik ist nach wie vor attraktiv und wird es weiterhin bleiben, weil die Nachfrage nach medizintechnischen Leistungen stetig ansteigt – nicht zuletzt aufgrund der demografischen Entwicklung. High-Tech-Lösungen zum Wohle des Patienten, in die Erkenntnisse aus den unterschiedlichsten Gebieten wie Werkstoffwissenschaft, Elektronik, Mechatronik oder Maschinenbau einfließen, sorgen für zusätzliche Dynamik.
Angesichts der positiven Marktaussichten treten wichtige, spezifische Anforderungen und Risiken, die mit der Marktteilnahme verbunden sind, ungerechtfertigterweise in den Hintergrund. Dazu gehören vor allem der aufwändige Zulassungsweg für Medizinprodukte und -geräte sowie ein hoher Investitionsaufwand für Forschung und Entwicklung. Darüber hinaus erfordern zahlreiche medizintechnische Komponenten und die fortschreitende Vernetzung von Medizingeräten eine enge Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Akteuren.
Diese lebhafte Marktentwicklung muss ständig von neuen Ideen begleitet werden. Der Platz für entsprechende Innovationen in Bereichen der orthopädischen Implantate und Instrumente ist vom 12. bis 13. September die OrthoTec Europe 2012 in Zürich. Die erfolgreiche Kongressmesse bietet mit den Ausstellern und dem begleitenden Kongressprogramm zielgerichtete Antworten auf unterschiedlichste Fragestellungen der Orthopädie-Spezialisten. „Insbesondere die Kombination von Fachmesse und Fachkongress macht die OrthoTec Europe für alle interessant, die sich mit Themen rund um die Orthopädietechnik beschäftigen – ob als Besucher oder Aussteller“, stellt die verantwortliche Event Managerin Aurore Domange fest.
Zum ersten Mal wird das OrthoTec Innovation Investment Hub, ein Podium für Erfinder, internationale OEM Unternehmen und Investoren, vorgestellt. Im Mittelpunkt stehen Neuentwicklungen, die sich deutlich vom derzeitigen Stand der Technik abheben. Das kann sich äußern in Vorteilen für den Patienten, Kostenreduzierung, Öffnung neuer Märkte oder anderer Merkmale. „Alles in allem halten wir Ausschau nach Ansätzen mit völlig neuer Vorgehensweise“, erklärt Hub-Komitee-Mitglied Yves-Alain Ratron, Direktor Global Research bei Tornier. Ziel des Innovation Investment Hub ist es, Wissenschaftler, Mediziner, Hersteller und Investoren unter einem Dach zusammenzubringen. Die Voraussetzungen am Standort Zürich seien dafür mehr als günstig, meint Yves-Alain Ratron, konzentrieren sich in der Schweiz und angrenzenden Ländern doch wichtige Orthopädieindustrien.
Gesetzliche Bestimmungen werden weiterhin eine große Herausforderung sein
Das mit hochkarätigen Referenten besetzte Kongressprogramm ergänzt Messe und Innovation Hub. Es behandelt aktuelle Themen und zeigt damit Möglichkeiten auf, um am Markt für Orthopädietechnik langfristig bestehen zu können und innovative Produkte schnell und sicher auf den Markt zu bringen. Eine große Hürde, die es zu überwinden gilt, ist der strenge Vorschriftenkatalog für die Hersteller medizintechnischer Produkte. Gerade weil die Orthopädie ein solch rasch veränderlicher Bereich der Medizintechnik ist, müssen die verschiedenen weltweit geltenden Produktzulassungsvoraussetzungen um jeden Preis eingehalten werden. Was die momentane Situation bei den Vorschriften angeht, müssen die Hersteller jederzeit auf dem neuesten Stand sein.
Elisabethann Wright von Hogan Lovells International wird in ihrem Beitrag auf grundlegende Veränderungen eingehen, die sich auf europäischer Regulierungsebene abzeichnen. Besonders betroffen davon sind Produktkategorien mit einem hohen Risiko, wie die orthopädische Medizintechnik. Benannte Stellen sind „die Schlüsselfiguren des CE-Kennzeichnungsprozesses“, erklärt Maria E. Donawa, Geschäftsführerin von Donawa Lifescience Consulting und Diskussionsleiterin der ersten Kongressveranstaltung. Vertiefend stellt Charles-Alban Grandieère von LNE-G-Med den Standpunkt einer benannten Stelle über voraussichtliche Änderungen europäischer Richtlinien betreffend medizintechnischer Produkte vor. In den USA war die US-Food and Drug Administration (FDA) besonders aktiv bei der Regulierung, Aufsicht und Durchsetzung im orthopädischen Sektor. Welche neuen Vorschriften dort gelten, erläutert Maria Donawa. Einblicke in die chinesischen Regulierungsvorschriften gewährt Zeli Yu, Vice President Healthcare Service & Medical Device Regulatory Affairs, Shanghai Hail Fellow.
Nach Ansicht Donawas werden sich die Vorschriften für medizintechnische Produkte stetig weiterentwickeln und strenger werden. Dieser Trend wird nicht nur von der Regulierungsbehörde bestimmt, sondern mehr und mehr durch die Öffentlichkeit und den politischen Interessen. Sie ergänzt: „Wir alle sind von der Verfügbarkeit innovativer und unterstützender Medizintechnik abhängig, einschließlich orthopädischer Hilfsmittel. Aus diesem Grund müssen die Produktanforderungen aus wissenschaftlicher und medizinischer Sicht Sinn machen, die Sicherheit des Patienten gewährleisten, aber gleichzeitig dürfen sie jedoch nicht so hinderlich sein, dass sichere Produkte, die wie vorgesehen funktionieren, mit einer unnötigen Verzögerung auf den Markt kommen.“
Neue Geschäftsideen beleben die Medizintechnik
Welche Marktchancen, Herausforderungen und treibende Kräfte in aufstrebenden Märkten zu beachten sind, ist Gegenstand einer Veranstaltung, die Hervé Reignac, CEO BioStep, France & Council Member, Gerson Lehrman Research, gemeinsam mit einem im Programm aufgelisteten Referentenkreis (siehe Kastentext) interaktiv moderiert. Es wird erörtert, wie ein Markteinstieg realistisch zu bewerten und zu erleichtern ist. Dabei können anhand von Erfolgstorys anderer Unternehmen Tipps und Tricks abgeleitet und gegebenenfalls Fehler vermieden werden. Wichtig sei es auch, wie Hervé Reignac betont, die Unternehmensinteressen und Technologien vor dem Eintritt in neue Märkte zu schützen.
Das Roundtable-Gespräch wird zahlreiche Möglichkeiten zum direkten Gedankenaustausch über konkrete Fälle und zum Entwurf potenzieller Strategien bieten. Auf dem Gebiet der Medizintechnik tätige Unternehmen müssten künftig, bestätigt OrthoTec-Moderator Hervé Reignac, neue Geschäftsmodelle entwickeln, in denen die Kosten bis zur Markteinführung deutlich reduziert, Preise gesenkt und der weltweite Zugang zu Nachweisen des substantiellen, klinischen Nutzens der Produkte und deren klinischer Belege, effizienter demonstriert wird.
Die bevölkerungsreichen und schnell wachsenden Entwicklungs- und Schwellenländer sind teilweise noch kaum als offener Absatzmarkt für Medizintechnik erschlossen. In Brasilien, Russland, Indien und China, den so genannten Bric-Staaten, sorgen vor allem Bevölkerungswachstum und schnell wachsende Pro-Kopf-Einkommen für ein Anziehen der Nachfrage nach Gesundheitsleistungen. Unternehmen, die mit dieser Marktdynamik rechnen und in ihre Geschäftsstrategien aufnehmen, werden „extrem erfolgreich sein“ sagt Hervé Reignac voraus.
Denn, zunehmende Verkäufe in aufstrebende Märkte sollten Absatzrückgänge in hochentwickelten, etablierten Gesundheitsmärkten ausgleichen. Das Erschließen neuer Märkte, falls noch nicht geschehen, hält er angesichts gesättigter Märkte in den USA, Europa und Japan für dringend erforderlich. Hervé Reignac glaubt, dass sich in diesen Ländern ökonomische Krisen in drastischen Budgetkürzungen niederschlagen und Regulierungsvorschriften – insbesondere die Verknüpfung zwischen Nutzen, Risiken und Kosten der Produkte – zunehmen werden. Gleichzeitig sind auf der Seite der Industrie wenige Anzeichen für eine ausreichende Innovationstätigkeit auszumachen, die den Druck auf die Medizintechnikhersteller kompensieren, so dass „sie dazu verdammt sind, Wachstumschancen künftig anderweitig zu suchen“, so Hervé Reignac.
Rosige Aussichten für orthopädische Produkte
Fertigungsprozesse, aber auch wirtschaftliche Gesichtspunkte bestimmen über die Anwendung des Werkstoffes in der Orthopädie. Weil heutzutage ein Werkstoff allein kaum noch alle an ihn gestellten Anforderungen erfüllen kann, eröffnet die Optimierung der Oberfläche geradezu neue Welten und vor allem aber auch Funktionen. Dies und neue Einsatzgebiete bereits bekannter Materialien stehen im Rahmen des Kongressthemas Werkstoffinnovationen am zweiten OrthoTec Kongresstag, dem 13. September, im Mittelpunkt.
So lassen sich aus bio-, gen- und nanotechnischen Innovationen neue Produkte und Verfahren ableiten. Präsentationen von Weltklassewissenschaftlern zeigen Innovationschancen, die sich dank der Werkstoffe für die Medizintechnik auftun. „Die Entwicklung neuer Werkstoffe oder neuer Kombinationen ist unabdingbar für die Medizintechnikindustrie“, meint OrthoTec Moderator Cyril Voisard. Darüber hinaus spielen Verfügbarkeit und Preis eine große Rolle bei der Materialauswahl. Wegen der verhältnismäßig geringen Verkaufsmenge bestehen kaum Einflussmöglichkeiten auf den Rohstoffpreis, deshalb müssen Materialmenge und Herstellkosten für medizintechnische Produkte ständig optimiert werden. „Seriöse Materialforschung ist für die Einkaufsabteilung eine schwierige Aufgabe“, so der Experte.
Werkstoffe in der Medizintechnik müssen die unterschiedlichsten Eigenschaften aufweisen und damit entsprechende Anforderungsprofile sicher und verlässlich erfüllen, weil das Endprodukt zu einem höheren Patientenkomfort führt. Zwar gäbe es auf diesem Gebiet noch eine Menge Herausforderungen zu meistern, dennoch sei ihre Zukunft glänzend, prognostiziert Dr. Cyril Voisard, Group Manager Materials & Surfaces der Synthes GmbH und Chairperson des Kongresses. Auch in Zukunft versorgen neue Werkstoffe und Verfahren, entstanden in enger Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Forschungseinrichtungen, den Patienten mit innovativen Lösungen.
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