07.06.2005 – Kategorie: Fertigung & Prototyping, Hardware & IT, Management, Marketing, Sonstiges
Know-how-Paket für den Berechnungsingenieur
In einer Public Private Partnership bringt die CADFEM GmbH ab September 2005 gemeinsam mit den Fachhochschulen Ingolstadt und Landshut einen Masterstudiengang auf den Markt, der gleich in mehrfacher Hinsicht Neuland betritt. Die beiden Hochschulen haben den berufsbegleitenden Master of Engineering in Applied Computational Mechanics gemeinsam mit dem Unternehmen entwickelt und es mit der Vermarktung und der Studienorganisation beauftragt. Die dazu von der CADFEM eigens etablierte European School of Computer Aided Engineering Technology (ESoCAET) befand man bei der Europäischen Union als so innovativ, dass sie mit beträchtlichen Mitteln aus dem Leonardo-da-Vinci-Programm unterstützt wird.
Als Softwarehaus und Ingenieurdienstleister ist die CADFEM seit 20 Jahren der Ansprechpartner für Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen in Sachen rechnerischer Simulation auf Basis der Finite-Elemente-Methode (FEM). Anhand von Software, die auf numerischen Methoden basiert, werden Produkte – schon bevor sie physikalisch existieren – am Computer auf ihr Verhalten unter Belastung untersucht und optimiert. Auch Prozesse, etwa Umformvorgänge, können so analysiert und verbessert werden. Das Ergebnis sind nicht nur sicherere Produkte, sondern erhebliche Zeit- und Kosteneinsparungen bei ihrer Entwicklung. Angesprochen werden davon alle Branchen von der Automobilindustrie bis zur Biomechanik – wobei der Crashtest in der Fahrzeugindustrie wohl das markanteste Beispiel ist. Gewöhnlich müssen heute nur noch ein oder zwei Autos gegen die Wand gefahren werden, um die vorangegangene Berechnung zu überprüfen – und in den meisten Fällen zu bestätigen.
Allerdings erfordert die Anwendung der numerischen Simulation im Arbeitsprozess hoch spezialisierte Ingenieure, die nicht nur ihre Methoden und die marktüblichen Software-Programme beherrschen, sondern auch ein tiefgehendes Verständnis für Prozesse mitbringen müssen, da sie oft genug an Schnittstellen agieren. Verfügt der Bewerber dann noch über die nötigen Soft Skills im Managementbereich, hat er gute Chancen beim Einstellungsgespräch oder beim Aufstieg in der Firma. Allerdings: verfügbare Masterstudiengänge auf diesem Gebiet haben dem Markt derartige Ingenieure bisher nicht geliefert. Theorieorientiert verlangen sie den kompletten Ausstieg aus dem Berufsleben, um Know-how samt Abschluss zu erwerben. Oft genug stellen Berufsanfänger jedoch erst nach ein paar Jahren fest, wo Wissenslücken sind, wollen die einmal gestartete Karriere aber nur ungern unterbrechen.
Bei CADFEM hat man das Problem erkannt, analysiert und zur Lösung geführt. Gemeinsam mit den Fachhochschulen Landshut und Ingolstadt hat das Unternehmen einen berufsbegleitenden, anwendungs- und an den Bedürfnissen der Industrie orientierten Master of Engineering in Applied Computational Mechanics aufgelegt, der am 19. September 2005 den Studienbetrieb aufnimmt. In ihm werden modular verpackte Kernkompetenzen im Bereich Structural Mechanics durch die Vermittlung von Soft Skills wie Projekt- und Qualitätsmanagement ergänzt. Dem voran stellte man eine umfangreiche Bedarfsanalyse bei europäischen Industrieunternehmen, bei dem der Master auf großes Interesse stieß. Gelehrt wird der Master nicht nur von auf dem Gebiet profilierten Professoren der beiden Fachhochschulen, sondern auch von Experten aus der Industrie und anderen Hochschulen.
Beachtung fand das Projekt auch bei der Europäischen Union. Sie nahm das Vorhaben in ihr Leonardo-da-Vinci-Programm auf und fördert es bis 2006 in beträchtlichem Umfang. Die Förderung wird dabei nicht nur für den Aufbau des deutschen Masters ausgereicht, sondern auch für die Sondierung der Marktchancen ähnlich gelagerter Ausbildungsangebote in verschiedenen europäischen Ländern. Als Projektpartner agieren die FIGES (Türkei), SVS FEM (Tschechien), MESco (Polen) sowie das Consorzio TCN und EnginSoft (beide Italien).
Als „innovative, originelle und mutige Themenstellung am Puls der Zeit“ bewerteten die EU-Gutachter das neue Ausbildungsangebot, das die zunehmende Bedeutung Länder übergreifender Zusammenarbeit im Zeitalter global operierender Unternehmen betone. Bei der CADFEM sei man zu Recht davon ausgegangen, dass die rapide voranschreitende technologische Innovation und Wissensexplosion nur durch Entwicklung von hoch qualifizierenden Bildungsangeboten im ingenieurtechnischen Bereich begleitet werden könne.
CADFEM-Geschäftsführer Günter Müller sieht den Studiengang als ersten Schritt zur Entwicklung einer Reihe von Masterstudiengängen im Bereich Computational Mechanics. Diese sollen unter dem Dach der European School of CAE Technology im Verbund mit verschiedenen Partnern realisiert werden. „Praxisnähe und hoch qualifizierte Lehre sind die Grundlagen dieses ersten Projekts“, unterstreicht er. „Wir kommen damit außerdem dem Ruf nach mehr Engagement der Industrie in der Ausbildung nach.“ Gleiches betont der Kanzler der Fachhochschule Landshut, Hansgeorg Falterer: „Das Projekt erfüllt in hohem Maße den Wunsch nach anwendungsbezogener Lehre und engerer Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschule.“
Weitere Informationen finden Sie unter www.esocaet.com
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