24.02.2022 – Kategorie: Hardware & IT

ERP-PLM-Integration: Wie Digitalisierung die Effizienz erheblich steigert

ERP-PLM-IntegrationQuelle: Mayer & Cie.

Rundstrickmaschinenhersteller Mayer & Cie. führt einen digitalen „Faden“ von der Entwicklung bis in die Produktion ein. Welche Ergebnisse brachte die Digitalisierungsreise?

ERP-PLM-Integration: Ja, es gibt sie noch – die Tüftlerunternehmen, die seit Jahrzehnten Lösungen entwickeln, die so gut sind, dass sie weltweit Standards setzen. Der schwäbische Weltmarktführer im Bereich Rundstrickmaschinen, Mayer & Cie., ist einer davon: Seit rund 100 Jahren und in vierter Generation in Familienhand, hat sich das 400-Mitatrbeiter große, in Albstadt ansässige, Unternehmen zum Innovationstreiber in seinem Segment entwickelt.

Digitalisierung des Strickens: Die ERP-PLM-Integration

Rund 50 Maschinentypen bilden das Portfolio des Mittelständlers. Es gilt als das umfassendste im Markt, da die Maschinen stets maßgeschneidert an die jeweiligen „Stricker“ der Welt ausgeliefert werden. Kombiniert mit den rund 10.000 Teilen, die Mayer & Cie. anbietet, baut es rund 60 Millionen Maschinen-Varianten, die es zu beherrschen gilt. Ob nun Shirts, Sportbekleidung oder Auto-Himmel – all dies kann von einer Mayer-Maschine gestrickt worden sein.

Vor geraumer Zeit läutete das Unternehmen eine umfassende Digitalisierungsreise ein, die seinen Marktvorsprung auch in Zukunft sichern und ausbauen soll.

Effizienzsteigerung entlang der gesamten Wertschöpfungskette

Den Start dafür prägte unter anderem die Entscheidung für eine konsequente PLM-Philosophie mit einem digitalen „Faden“ entlang der gesamten Wertschöpfungskette „from Design to Operate“. Damit wollte das Unternehmen unter anderem den harten Medien- und Datenbruch angehen, der die Entwicklungs- von der Produktionswelt trennte: Das eigene PDM-System in der Entwicklung war weitgehend manuell mit dem SAP-ERP-System verbunden. Ebenfalls historisch gewachsen war eine stark individuell angepasste SAP-Landschaft, die nicht mehr Release-fähig und deshalb auf einen alten Stand festgefroren war.

Kurzum: Um die Komplexität der Varianten-Vielfalt in Kombination mit den zahlreichen Änderungs-Zyklen weiterhin wettbewerbsfähig zu beherrschen, war ein Umdenken angesagt. Die Basis dafür bildete ein „Big Picture“, in dem Mayer & Cie. die wesentlichen Zielsetzungen, Herausforderungen, Handlungsfelder, Geschäftsprozesse und zentralen Applikationen auf einen Blick sichtbar machte.

Um die Teilprojekte im Gesamtkontext bestmöglich umzusetzen, suchte das Unternehmen nach einer integrativen Lösung zur durchgängigen digitalen Unterstützung der komplexen Geschäftsprozesse. Eine Hauptrolle spielt dabei die „Single Source of Truth“, die mittels zentraler Datenhaltung allen Prozessteilnehmern jederzeit eine vollständige und qualitativ hochwertige Informations- und Entscheidungsbasis bietet.

Prozess- und Datenfundament mit SAP PLM Foundation

Bei der Wahl eines geeigneten Partners, der die definierten Aufgabenfelder mit entsprechenden digitalen Lösungen unterlegt, entschied sich Mayer & Cie. für das IT- und Software-Haus Cenit. Die Experten aus Stuttgart überzeugten durch einen ganzheitlichen Ansatz und das klare Verständnis um die Anforderungen und zentralen Prozesse des schwäbischen Maschinenbauers.

Bereits zum Start des gemeinsamen Projekts der ERP-PLM-Integration stand fest, dass die SAP-Plattform als führendes System fungieren – und damit die Grundlage für die angestrebte digitale Daten- und Prozesskontinuität sein sollte. Das veraltete SAP-System war zu diesem Zeitpunkt bereits auf den aktuellen Standard zurückgeführt worden.

Auf Basis der mittel- und langfristigen Geschäftsziele unterzogen Mayer & Cie. und Cenit die identifizierten Aktionsfelder einer gemeinsamen Bewertung. Für die Umsetzung entwickelte Cenit einen mehrstufigen Phasenplan, wie Horst Heckhorn, Senior Vice President SAP Solutions bei Cenit, erläutert: „Der Ansatz des Design to Operate bezieht sich auf die gesamte Wertschöpfungskette eines Fertigungsunternehmens. Die Umsetzung dieser Philosophie ist ein mehrjähriges Verfahren und zielt darauf ab, die einzelnen Etappen so zu planen, dass die Ergebnisse operativ verankert und somit nutzbringend eingesetzt werden können.

Ein erster Schritt für viele Unternehmen ist die Integration des Engineering in das zentrale SAP-System. Der Ursprung vieler Produktdaten wird dadurch zum integrativen Bestandteil der Unternehmensprozesse. Für diesen Einstieg haben wir mit der ‚SAP PLM Foundation‘ ein Best Practice Paket entwickelt, das auch bei Mayer & Cie. erfolgreich zum Einsatz kam. In Kombination mit der zweiten wesentlichen Komponente, die sich auf die Lenkung von Freigabe- und Änderungsprozessen ausrichtet, erreichen wir eine effiziente, flexible und sichere Steuerung von Abläufen auf der Basis hochwertiger Daten.“

Um eine sichere „Daten-Autobahn“ vom Engineering in die Produktion zu bauen, sah das definierte Vorgehen die Ablösung des Engineering-PDM-Systems vor. Damit war auch der Weg für die Umstellung der CAD-Landschaft auf die aktuelle Catia-Version frei.

Mit dem SAP Engineering Control Center (ECTR) wurden die Catia-V5-Anwender auf einem schlanken und betriebsgünstigen Weg ins SAP integriert. Die vorhandenen CAD-/PDM-Daten wurden nach SAP migriert: Als Resultat haben Mitarbeiter von Mayer & Cie. durch die ERP-PLM-Integration nun Zugriff auf aktuelle, logisch verknüpfte und systemübergreifend konsistente Stammdaten.

Der zweite wesentliche Meilenstein der ersten Projekt-Phase war die Einführung von Cenit Connect APM (Advanced Process Management) zur Steuerung der Freigabe- und Änderungs-Prozesse. Sebastian Mayer, Chief Digital Officer bei Mayer & Cie. erklärt: „Dadurch, dass alle im SAP arbeiten und wesentliche Prozesse über das APM gesteuert und abgebildet werden, entsteht eine optimale Daten-Grundlage für ein umfassendes Monitoring und Reporting.“

An der Stelle ein kurzer Blick auf die zeitliche Schiene: Nach einem Start der Zusammenarbeit Anfang 2019, schlossen Mayer & Cie. und Cenit die erste Projekt-Phase Anfang 2020 ab. Gerade rechtzeitig vor Beginn der Corona-Pandemie. „Dieser Aspekt ist bedeutend, denn durch die optimale Verfügbarkeit aller Daten und Informationen konnten wir in der Entwicklung fast unbehelligt weiterarbeiten, obwohl die Leute vielfach im Homeoffice waren. Andernfalls hätten wir das Pandemie-Jahr nicht so erfolgreich und sicher für unsere Mitarbeiter meistern können“, stellt Sebastian Mayer klar.

ERP-PLM-Integration
„Wir haben uns Gedanken gemacht über unsere digitalen Prozesse und wie wir sie effizienter gestalten können.“
Sebastian Mayer, Chief Digital Officer
Bild: Mayer & Cie.

In Time, in Budget, in Quality

Wie sehen nun die ersten Ergebnisse der Digitalisierungsreise, der ERP-PLM-Integration, aus? „Durch die Partnerschaft mit Cenit haben wir in der Phase 1 eine zukunftsfähige, integrierte und stabile System-Landschaft aus SAP ECTR, Catia und Cenit Connect APM aufgebaut und eine Prozesstransparenz erreicht, die vorher undenkbar war“, berichtet Mayer. „Wir sind stolz darauf, dass wir unser Etappenziel in Time, in Budget und in Quality erreicht haben.“

Nach der ERP-PLM-Integration: Die Weiterreise

Im Zentrum der Phase zwei steht nun das wohl komplexeste PLM Thema: Das integrierte Varianten- und Konfigurations-Management. Ganzheitlich betrachtet heißt das, von der CAD-Methodik bis zur Gestaltung der Serviceprozesse in einem durchgängigen Modell zu denken und zu handeln. In den meisten Unternehmen bedeutet diese Herangehensweise einen echten Paradigmen-Wechsel. Sie erfordert oft völlig neue Denkweisen, Prozess- und Organisationsumstellungen. Undenkbar ohne den Buy-in der Geschäftsführung. Hier hat Mayer & Cie. beste Voraussetzungen, denn die Geschäftsführer und Inhaber des Familienunternehmens treiben dieses Vorgehen aktiv voran.

Damit eng verbunden ist ein weiterer, zentraler Ansatzpunkt: die grundsätzliche Philosophie, wie ein Unternehmen mit Änderungen umgehen kann. Horst Heckhorn beurteilt: „Auch bei Mayer & Cie. wird die Zusammenfassung von Änderungen in Paketen und deren optimale Einbindung in die Fertigung voraussichtlich einer der wesentlichen Schlüssel sein, um die betrieblichen Durchläufe bei Änderungen schlanker, sicherer und kostengünstiger zu gestalten.“ Da schlummere ein Riesenpotenzial – so die Erwartungshaltung der beiden Unternehmen. Sebastian Mayer bringt es auf den Punkt: „Es ist eigentlich recht einfach. Wir wollen auch in Zukunft genau das fortführen, was bisher unser Erfolgsgeheimnis war: Jedem Kunden die Maschine zu liefern, die er will.“ Diese Varianten-Vielfalt will man aber effizienter, innovativer und überlegener anbieten, auch wenn das Geschäft weiter skaliert.

Der Autor Gregor Fiedler ist Senior Lead Consultant bei der Cenit AG.

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