14.06.2021 – Kategorie: Hardware & IT
Digitale Infrastruktur: So lässt sich Energie smart managen
Bei der Lieferung von Gas und Strom ist bislang der Preis das einzige Unterscheidungsmerkmal, das vom Kunden wahrgenommen wird. Um aus der Masse herauszustechen, suchen Energieunternehmen daher nach neuen Services mit Mehrwert. Conrad Connect bietet dafür die digitale Infrastruktur.
Man stelle sich vor: Nach der Arbeit steigt man in sein Elektroauto und sobald man losfährt, dreht sich zu Hause auch schon automatisch die Heizung hoch. Kommt man mit dem Auto in die Nähe der heimischen Garage, öffnet sich diese unaufgefordert und auch die Rollläden im Haus fahren selbsttätig hoch. Das alles lässt sich mit einer, vom Energieanbieter zur Verfügung gestellten App (digitale Infrastruktur) steuern, in der auch Stromverbrauch und Rechnungsdaten einsehbar sind.
E-Autos smart laden
Das norwegische Energieunternehmen Fjordkraft hat eine solche App geschaffen und damit den ersten Schritt zum digitalen Energiedienstleister gemacht. Die Fjordkraft-Kunden können ihre smarten Geräte verwalten und steuern und neuerdings auch ihr E-Auto mit dem Service verknüpfen und smart laden. Denn der Strompreis ändert sich in Norwegen stündlich. Die Idee: Ein Service, der den Ladeprozess dynamisch steuert, das so genannte Least Cost Charging. Um zur richtigen Zeit den günstigsten Strom abzugreifen, passt die Software den Ladevorgang automatisch an. Sie tankt das E-Auto dann auf, wenn es am günstigsten ist und macht Energiemanagement intelligenter und effizienter.
Geschäftsmodelle im IoT-Zeitalter
Es geht dabei nicht nur darum, seinen Kunden smartes Energiemanagement zu ermöglichen, sondern auch, neue Geschäftsmodelle zu etablieren. Wegen der aufkommenden digitalen Start-up-Konkurrenz müssen Energieunternehmen zukünftig neue digitale Dienstleistungen anbieten, wie zum Beispiel das erwähnte Least Cost Charging. Für diese App greift Fjordkraft auf die Sourcing Platform von Conrad Connect, dem Spin-Off von Conrad Electronic, zurück. Der Händler für Technik und Elektronik will damit künftig auch als Entwickler digitaler Services und Lösungen wahrgenommen werden.
Unternehmen, so die These des Anbieters, müssen sich nicht zu einem Tech-Konzern entwickeln, wenn sie im Zuge der digitalen Transformation ihre IT agiler gestalten, Prozesse automatisieren oder smarte Geschäftsmodelle entwickeln wollen. Hier will Conrad mit seiner eigenen IoT-Plattform Conrad Connect anknüpfen. Denn gerade das Thema Energiemanagement von IoT-Geräten ist für Energieunternehmen wie Fjordkraft zwar wichtig.
Aber: Unternehmen wie Fjordkraft sind eben doch keine Softwaredienstleister und haben in der Regel keine vollumfängliche IoT-Plattform in der Schublade. Derartige digitale Infrastrukturen selbst aufzubauen kostet viel Zeit und jede Menge Ressourcen. Ebenso aufwendig ist es, diese ständig einwandfrei am Laufen zu halten und die Schnittstellen zu pflegen.
Digitale Infrastruktur buchen
Aus diesem Grund greifen immer mehr Unternehmen auf fertige Lösungen zurück. Wenn sie die digitale Infrastruktur einfach buchen, statt selbst aufzubauen, sind sie sofort startbereit. Conrad Connect bietet Unternehmen die Technologie, die sie dafür brauchen. Die Plattform funktioniert wie ein Baukastensystem. Mit ihr lassen sich smarte Geräte und Dienste unterschiedlicher Hersteller aus unterschiedlichen Ökosystemen miteinander vernetzen.
Bild: Conrad Connect
Fjordkraft integriert die Funktionen der Conrad Connect-Plattform per API-Schnittstelle in das Backend der App. Das Service-Modell heißt “Platform-as-a-Service” (PaaS). Es kombiniert klassische Infrastrukturdienste mit Anwendungssoftware aus der Cloud. Während Unternehmen mit Infrastructure-as-a-Service (IaaS) ihren Bedarf an Hardware, Betriebssystemen, Datenbanken oder Entwicklungsumgebungen decken und bei Software-as-a-Service (SaaS) von extern gehosteten Endanwendungen profitieren, mieten sie bei PaaS die Funktionalität für genau diese Anwendungen. In einem PaaS-Modell lassen sich per API-Schnittstellen, Funktionen per Code steuern und nutzen.
Conrad Connect stellt dem Stromanbieter gewissermaßen eine Ready-to-use-Programmierschnittstelle zur Verfügung. In der Anwendung erscheint die digitale Service-Funktion als nativer Teil der Bedienoberfläche. Die Gestaltung des User Interfaces bleibt in der Hand des App-Anbieters. Um die Rechenarbeit muss er sich jedoch nicht kümmern, denn die findet auf den Webservern von Conrad Connect statt. So hilft die Plattform Unternehmen auch ohne eigene Infrastruktur im IoT-Zeitalter anzukommen.
Wenn Whatsapp sagt: Batterie leer
Conrad Connect bietet den Elektrofahrzeug-Service auch für seine eigenen Kunden an. Die können seit dem 9. November 2020 ihre E-Autos der Marken Tesla, Volkswagen, BMW und Audi mit der Plattform verknüpfen. Seit Anfang Dezember sind zudem die Marken Peugeot und Hyundai dabei. Kunden können sich nicht nur alle wichtigen Daten rund um ihr Elektroauto auf dem Conrad Connect-Dashboard anzeigen lassen, sondern beispielsweise auch Alarme einrichten.
Gerade wenn im Winter die Temperaturen sinken und sich die Batterie schneller entlädt, ist dies ein sinnvolles Feature: Das E-Auto alarmiert seinen Fahrer per SMS, Whatsapp, Slack oder Telegram, sobald es Strom benötigt. Basierend auf dem Standort des angeschlossenen Autos kann der Nutzer auch Automatisierungen erstellen. So öffnet sich beispielsweise das Garagentor selbsttätig, wenn das Auto in die Nähe des Hauses kommt (Geofencing).
Digitale Infrastruktur: Energieunternehmen unter Druck
Bei der Lieferung von Gas und Strom ist der Preis das vom Kunden wahrgenommene Differenzierungsmerkmal. Daher stehen insbesondere die großen Energieunternehmen zunehmend unter Druck, alternative Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die Digitalisierung verändert auch die Energiebranche. Themengebiete wie Smart Home, E-Health oder Mobility wachsen zusammen. Im Gegenzug entstehen völlig neue Anwendungsszenarien und Geschäftsmodelle.
Die Entwicklung digitaler Dienstleistungen wird zur Pflichtaufgabe, um die Marktpositionen halten zu können. Das Zeitfenster zum Handeln ist begrenzt, denn die Digitalisierung weckt neue Wünsche beim Verbraucher und neue Marktteilnehmer mischen die Branche gehörig auf. Das Geschäftsmodell des 2016 in Norwegen gegründeten Unternehmens Tibber zeigt auf, wo die Reise hingeht: Strom wird vom Kunden im monatlich kündbaren Abo-Modell über eine App eingekauft. Aktuell ist der Vorteil für Geringverbraucher zwar nicht allzu groß. Jedoch für Kunden mit einem größeren Stromverbrauch wird es zukünftig wichtig sein, die Kilowattstunde möglichst günstig einzukaufen.
Nachhaltige Entscheidungen treffen
Conrad Connect will mit Fjordkraft weitere Services entwickeln. So sollen Kunden demnächst die Kosten und die Leistung eines Solarmoduls auf dem eigenen Hausdach berechnen können. Außerdem soll es einen einfacheren und schnelleren Überblick darüber geben, welche smarten Geräte im Haushalt wie viel Strom verbrauchen. Dabei geht es nicht allein um Kostenkontrolle. Vielmehr sollen Kunden in der Lage sein, nachhaltige Entscheidungen zu treffen.
Der Autor Andreas Bös ist Vice President bei Conrad Connect.
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