19.09.2022 – Kategorie: Fertigung & Prototyping
CPQ-Software: Green Configuration für mehr Klimaschutz
Für Unternehmen ist es aktuell wichtiger denn je, ihre Produktentwicklung ressourcenschonend und nachhaltig zu gestalten. Wie gelingt es, die individuelle Konfiguration komplexer Produkte an Nachhaltigkeitszielen auszurichten?
Eine konventionelle CPQ-Software (Configure-Price-Quote) ermöglicht die kundenindividuelle Konfiguration komplexer Produkte, unterstützt die Bepreisung und erlaubt die automatisierte Angebotsgenerierung. Green Configuration erweitert den CPQ-Prozess um die ökologische Perspektive und macht Nachhaltigkeit in jeder Konfigurationsentscheidung nachvollziehbar. Das bedeutet, dass in der Produktion bewusst definierte Nachhaltigkeitsziele berücksichtigt werden. Der Ansatz ergänzt also die funktionale sowie preisbezogene Konfiguration um nachhaltigkeitsrelevante Kriterien.
Nachhaltigkeit sichtbar machen in der CPQ-Software
Jedes Produkt hat einen individuellen ökologischen Fußabdruck, der in einer Ökobilanz erfasst wird. Bewertet werden beispielsweise Ressourcenverbrauch, CO2-Emissionen oder die Wasserverunreinigung einer Produktvariante bezogen auf den gesamten Lebenszyklus einer Produktfamilie. Die Nachhaltigkeitsinformationen der Produkte sind zum Teil bereits in bestehenden ERP-, PLM- oder PIM-Systemen vorhanden. Diese werden in die CPQ-Lösung überführt, den einzelnen Konfigurationselementen zugeordnet und während der Konfiguration in Echtzeit für das individuelle Produkt bestimmt.
Dort werden die Nachhaltigkeitsinformationen in verschiedenen Detailgraden etwa durch symbolische Indikatoren, detaillierte Zahlenwerte und zusammenfassende Diagramme zielgruppenspezifisch aufbereitet. So bietet der Ansatz den Kunden die Möglichkeit, die Nachhaltigkeit ihres Produkts nachzuvollziehen, verschiedene Alternativen gegeneinander abzuwägen und eine auf Basis von Nachhaltigkeitsaspekten fundierte Kaufentscheidung zu treffen. Gleichzeitig können Vertriebsmitarbeitende die Wünsche der Kunden direkt in die Konfiguration einfließen lassen und sorgen so für eine kompetente Beratung auf Augenhöhe.
CPQ-Software bietet Transparenz über den Lebenszyklus
Entscheidend dafür, dass die Nachhaltigkeit einer Konfiguration korrekt erfasst wird, ist die ganzheitliche Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus des Produktes hinweg. Im Maschinenbau hat die Nutzungsphase, also der Betrieb einer Anlage, häufig den größten Umwelteinfluss. Heute kann der Hersteller jedoch in der Regel nur wenige Aussagen über die entsprechenden nachhaltigkeitsrelevanten Werte treffen. Eine flexible CPQ-Software setzt an dieser Stelle an, indem gemeinsam mit dem Anwender auch der geplante Einsatz des Produkts direkt erfasst wird. Basierend auf diesen Informationen, wie beispielsweise Betriebsdauer oder geplante Auslastung sowie konfigurationsindividuelle Parameter, wie Stromverbrauch und Effizienz, kann abgeschätzt werden, wie hoch der Umwelteinfluss eines Produkts während der Nutzungsdauer ist. Darüber hinaus wird zusätzlich der geplante Entsorgungs- und Recyclingprozess erfasst. Durch diese Informationen können Nachhaltigkeitseffekte über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts prognostiziert und Kosten eingespart werden.
Nach vielen Kriterien optimieren
Zusätzlich zur klassischen Konfiguration, die sich auf die Umsetzung funktionaler Anforderungen konzentriert, verfügt Green Configuration über intelligente Assistenten, die dem Anwender nachhaltigere Lösungen vorschlagen. Die multikriterielle Optimierung berücksichtigt mehrere Zieldimensionen gleichzeitig. Dabei entscheidet der Anwender selbst, welche Dimensionen optimiert und wie stark diese gewichtet werden. Wenn beispielsweise bestimmte Nachhaltigkeitsziele, wie ein vorgegebener Emissionswert eingehalten, der Gesamtpreis reduziert und gleichzeitig die Marge maximiert werden sollen, bezieht der Optimierungsassistent diese Kriterien mit ein. Auf Grundlage definierter Anforderungen wird durch grüne Konfiguration eine optimale Lösung identifiziert, die sämtliche Vorgaben zwischen Preis, funktionalen Anforderungen, strategischen Nachhaltigkeitszielen und technischer Machbarkeit bestmöglich erfüllt.
Praxisbeispiel
Ein Anbieter von Abfüllanlagen benötigt für seinen Kunden eine Lösung, um Druckertinte für 3D-Drucker abzufüllen. Der Kunde legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und sein Produktportfolio umfasst reguläre sowie recycelte und biologisch abbaubare Tinte. Gemeinsam mit dem Anwender erstellt der Vertriebsmitarbeiter des Maschinenbauers ein Anforderungsprofil, das beispielsweise die Betriebsdauer und die geplante Abfüllmenge der Anlage umfasst, die er in den Konfigurator eingibt. Basierend auf diesen ersten Kriterien kann die Anlage dimensioniert und die Emissionen während der Nutzung abgeschätzt werden. Anschließend wird die Anlage um weitere technische Komponenten ergänzt. Im nächsten Schritt legt der Kunde entsprechende Optimierungsdimensionen, wie Nachhaltigkeitsziele und Kosteneinsparungen, fest und priorisiert diese. Durch die multikriterielle Optimierung findet der Ansatz einen passenden Kompromiss zwischen den ausgewählten Kriterien und vervollständigt die Anlage entsprechend der Ziele. Anschließend erhält der Kunde ein Angebot mit den relevanten Nachhaltigkeitsinformationen zu seiner Abfüllanlage. Auf dieser Grundlage kann der Kunde nachhaltige Entscheidungen treffen.
Für wen eignet sich Green Configuration?
Der beschriebene Ansatz eignet sich für Unternehmen mit dem Fokus auf der Nachhaltigkeit ihrer variantenreichen Produkte, die ihre Kunden dabei unterstützen möchten, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Eine Voraussetzung für den Einsatz ist die Implementierung einer CPQ-Lösung, wie beispielsweise CAS Merlin. Der Konfigurator integriert sich nahtlos in bestehende Systemlandschaften, sodass Produktdaten einfach und schnell aus bestehenden Systemen, wie ERP oder PLM, übertragen und Konfigurationsergebnisse zurückgegeben werden können.
Um die Konfiguration komplexer Produkte an Nachhaltigkeitszielen auszurichten, müssen zusätzlich die Nachhaltigkeitsinformationen der Produkte, wie beispielsweise eine Ökobilanzierung, zur Verfügung stehen. Diese sind entweder schon vorhanden oder werden während der Einführung der grünen Konfiguration gemeinsam mit Nachhaltigkeitsexperten erfasst.
Fazit: Unternehmen, die sich mit einer nachhaltigen Produktkonfiguration beschäftigen, können eine Vorreiterrolle einnehmen. Die Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten und damit verbunden nach passenden Tools zur Bewertung und Kommunikation von Nachhaltigkeitsinformationen steigt signifikant. Zusätzlich werden gesetzliche Regulierungen, wie beispielsweise die Einführung von CO2-Grenzwerten in der Automobilbranche, auch für weitere Branchen folgen. Um alle Beteiligten rechtzeitig einzubeziehen, sollten sich Unternehmen frühzeitig mit der Nachhaltigkeitsbewertung ihrer komplexen Produkte auseinandersetzen. Von der Bewertung individueller Konfigurationen über die Positionierung als ökologischen Anbieter bis zum nachhaltig optimierten Produktportfolio unterstützt eine CPQ-Lösung mit nachhaltigem Konfigurationsansatz Unternehmen in ihrem grünen Transformationsprozess.
Der Autor Robin Wiezorek ist Technical Consultant bei der CAS Software AG in Karlsruhe.
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