23.10.2023 – Kategorie: Management
CO2-Emissionen berechnen: Software kalkuliert Teilepreis und CO2-Fußabdruck
Scharf kalkulierte Preise und Spitzenqualität reichen nicht mehr aus – mittelständische Zulieferer müssen inzwischen ihren Kunden neben dem Teilepreis oft auch den produktspezifischen CO2-Fußabdruck nennen. Um diese Anforderung zu erfüllen, hat die Peter Thielen Industrieberatung ihre Software Calcstar weiterentwickelt.
Automobilhersteller (OEMs) und damit auch die großen Systemlieferanten auf Tier1- und Tier2-Ebene verlangen von ihren Zulieferern, dass sie bereits mit der Angebotsabgabe den produktbezogenen CO2-Fußabdruck (PCF) dokumentieren. Sowohl für das eingesetzte Material als auch für die einzelnen Fertigungsprozesse müssen die Zuliefererbetriebe die Emissionen ermitteln und offenlegen. Allerdings stellen nicht alle Rohmaterial- und Zulieferanten die Daten zum verursachten CO2 bereit. Die Berechnung der CO2-Emissionen kann daher sehr zeitaufwändig sein. Mittlerweile bieten mehrere frei zugängliche Datenbanken umfangreiche Informationen an – zum Beispiel das Deutsche Umweltbundesamt mit Probas.
CO2-Emissionen: Menge schon bei der Produktgestaltung erkennbar
Solche Daten hat die Peter Thielen Industrieberatung aus dem sauerländischen Menden bereits in ihr Kalkulationsprogramm Calcstar aufgenommen. Dadurch ist schon bei der Methodenplanung erkennbar, bei welchen Materialien, Zubehörteilen und Arbeitsschritten welche CO2-Emmissionen anfallen. Die Nutzer können somit nach umweltschonenderen Herstellmöglichkeiten suchen.
Synchron zur Angebotskalkulation erstellt die Software ein CO2-Zertifikat, in dem die einzelnen Werte den Kategorien zu Scope 1 bis 3 zugeordnet sind. So kommt der Kalkulator mit einem Klick zum Ziel und erspart sich aufwändige Doppelberechnungen. Damit entfallen separate Ermittlungen von Teilepreis und Emissionen aus unterschiedlichen Quellen.
Ein Anwender, der die integrierte Berechnung schon länger nutzt, ist das Unternehmen Mühlhause in Velbert. Der Spezialist für Stanz- und Umformtechnik arbeitet branchenunabhängig und legt Wert darauf, seine Kunden bei ihren Projekten über den kompletten Prozess zu begleiten. Dazu gehört natürlich auch, den CO2-Fußabdruck zu berechnen. Geschäftsführer Dirk Mühhause ist von dem Verfahren überzeugt: „Die Nutzung dieses Tools – abgesehen von den Kundenforderungen – ist mir auch ein persönliches Anliegen, die CO2-Emissionen bei der Produktion sicht- und messbar zu machen und gegenzusteuern, um einen aktiven Beitrag zur Klimaverbesserung zu leisten.“
Kalkulationsmethode entscheidet über den Unternehmenserfolg
Die Kalkulationssoftware kann noch mehr. „Wer im turbulenten Verdrängungswettbewerb Ertragseinbußen vermeiden will, kommt ohne eine transparente, aussagefähige Kalkulationsmethode kaum klar“, erklärt Thielen. In seinen Seminaren, die er in jüngster Zeit unter anderem beim Industrieverband Blechumformung (IBU) und auch beim Deutschen Federnverband (VDFI) durchgeführt hat, plädiert er dafür, die traditionelle Zuschlagskalkulation zu optimieren. Dabei weist er darauf hin, dass der Aufschlag wertbasierender, prozentualer Gemeinkostensätze zu unverträglichen Preisverzerrungen führt: Größere Serien werden überteuert, Kleinaufträge dagegen subventioniert angeboten. Wer seine Angebotspreise mit verursachungsgerechteren Prozesskosten kalkuliert, verbessert seine Chancen auf lukrative Aufträge.
Thielen hat einen weiteren Vorschlag: Parallel zur Zuschlagskalkulation soll eine Deckungsbeitragsrechnung erstellt werden. Der direkte Vergleich erleichtert den Preisverantwortlichen die Entscheidung, eine vertretbare Preisuntergrenze zu bestimmen. Mit der Software lassen sich auch die notwendigen Prozesszeiten in den administrativen Bereichen wie in der Arbeitsvorbereitung, im Qualitätsmanagement und in der Materialwirtschaft sowie im oft kostenträchtigen Verwaltungs- und Vertriebsbereich stundengenau kalkulieren.
Der Autor Stéphane Itasse ist freier Fachjournalist.
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