16.12.2019 – Kategorie: Management
Konformitätsbewertung: CE-Kennzeichnung im Maschinenbau vereinfachen
Die CE-Kennzeichnung ist für Maschinenhersteller häufig mit großem Aufwand verbunden. Das Verfahren selbst bleibt umfangreich, doch mit moderner Cloud-Software wird die Konformitätsbewertung deutlich einfacher und übersichtlicher.
Von Nicola Hauptmann
Keine Maschine ohne CE-Kennzeichnung: Innerhalb der EU ist die Zertifizierung Pflicht. Das Typenschild mit den schlichten zwei Buchstaben bestätigt die Einhaltung geltender Richtlinien, in diesem Fall der EU-Maschinenrichtlinie. Deren Anwendung ist in Deutschland in der 9. Verordnung zum Produktsicherheitsgesetz, der sogenannten Maschinenverordnung, geregelt.
Das klingt zunächst einfach. Erfahrene Maschinenbauer wissen jedoch, welcher Aufwand an Recherche und Dokumentation sich hinter den zwei Buchstaben verbirgt, denn es handelt sich bei diesem Verfahren lediglich um eine Verfahrensanweisung. Die Konformitätsbewertung muss der Hersteller für jede seiner Maschinen selbst durchführen, in besonderen Fällen unter Einbeziehung einer Benannten Stelle.
Es beginnt damit, die Grenzen der Maschine zu bestimmen, hinsichtlich der bestimmungsgemäßen Verwendung wie auch räumlich und zeitlich. Daraus resultieren etwa Fragen nach Platzbedarf, Sicherheitsabständen, Betriebsdauer und Wartungsintervallen ebenso wie die nach vorhersehbaren Fehlanwendungen. Und: Wie sind die Risiken zu bewerten? Welche Schutzmaßnahmen sind zu ergreifen und welche Normen gelten dafür? Allein die Normenliste umfasst gut 750 Einzelnormen, die Inhalte der einzelnen Normen müssen jeweils separat und kostenpflichtig erworben werden.
Eine weitere Herausforderung liegt im Dokumentenmanagement. Denn auch die technische Dokumentation ist Bestandteil des Konformitätsverfahrens. Dabei kostet es viel Zeit, Texte, Zeichnungen und Tabellen manuell zusammenzustellen. Dass die nötigen Dokumente oft dezentral, nach Abteilungen, abgelegt sind, macht es nicht leichter. Leider lässt sich das einmal erstellte Dokument nicht unbedenklich über Jahre hinweg verwenden. Nicht nur kann sich die Maschinenausstattung ändern, auch die Normen werden in der Regel zwei- bis drei-mal pro Jahr aktualisiert, in größeren Abständen auch die Richtlinien und Verordnungen.
So aufwändig dieses Verfahren in der manuellen Umsetzung ist, so groß ist das Potenzial, durch Automatisierung und Digitalisierung die Prozesse schneller und sicherer zu gestalten.
Prozesse bei der CE-Kennzeichnung automatisieren
Wie das Konformitätsbewertungsverfahren mit Hilfe moderner Cloud-Software umgesetzt werden kann, das zeigt unter anderem die CE-Con-Safety-Software, eine Lösung eines Bremer Spezialisten im Bereich der Maschinensicherheit. Im Folgenden ist dargestellt, wie sie die Arbeit des Maschinenbauers erleichtern kann.
Da es sich um eine cloudbasierte Software handelt, entfällt der Aufwand für die Implementierung. Vielmehr kann es nach dem Login sofort losgehen: Grundlage ist die jeweils aktuelle Fassung der Maschinenrichtlinie. Der Nutzer wird durch das komplette Konformitätsbewertungsverfahren geführt, indem alle nötigen Schritte nacheinander durchlaufen werden: Grenzen der Maschine bestimmen, Risiken erkennen, bewerten und notwendige Schutzmaßnahmen ableiten. Zu den ausgewählten Schutzmaßnahmen werden dann vom System die dafür anwendbaren Normen vorgeschlagen, das erspart den Aufwand für umfangreiche Eigenrecherchen. Die automatisierte Aktualisierung im Hintergrund stellt sicher, dass sich sowohl Normenliste als auch die Richtlinien stets auf dem neuesten Stand befinden.
Aus Sicht der Konstrukteure
Eine Besonderheit der hier vorgestellten Software liegt darin, dass parallel zum vorgegebenen Verfahrensablauf auch die Sichtweise der Konstrukteure berücksichtigt ist. Denn Konstrukteure, zu deren Aufgaben die Gefährdungseinschätzungen gehören, denken in erster Linie in Baugruppen und Funktionen. Entsprechend erlaubt die Software eine Aufschlüsselung nach Bauteilgruppen und Komponenten, mit deren Hilfe die verschiedenen Maschinenfunktionen umgesetzt werden. In der Regel bieten Maschinenhersteller ein bestimmtes Portfolio an Funktionen, das dann je nach Kundenbedarf und Maschinentyp kombiniert werden kann.
Diesem Prinzip folgt auch die Software in ihrem Aufbau in Form eines Baukastensystems. Einzelne Funktionen und Vorrichtungen können nach dem Konformitätsverfahren bewertet, die Ergebnisse als Vorlage gespeichert und in neuen Kombinationen wiederverwendet werden.
Technische Dokumentation zentral steuerbar
Die abschließende technische Dokumentation wird als PDF-Datei generiert. Ob Texte, Schaltpläne, technische Zeichnungen oder Screenshots – das Dokumentenmanagement-System ermöglicht eine schnelle, automatisierte Zusammenstellung aller benötigten Unterlagen. Im Gegensatz zur früher verbreiteten Ablage auf verschiedenen Laufwerken sind alle Dokumente zentral an einem Ort hinterlegt. Die Zugriffsrechte werden über das User- und Rechtemanagement gesteuert.
Ein durchgehender Support durch den Software-Hersteller ist gewährleistet. Die Unterstützung beschränkt sich dabei nicht nur auf technische Hilfestellung. Viele Unternehmen haben Fragen zur Konformitätsbewertung selbst oder benötigen Unterstützung im Prozess.
CE-Software als Collaboration-Tool
Neben ihren Kernaufgaben ermöglichen Cloudanwendungen auch Zusatzfunktionen für eine neue und effizientere Formen der Zusammenarbeit. Auch CE-Con bringt solche Funktionen mit. So kann sich beispielsweise auf Einladung des Anwenders ein fachkundiger Berater des Anbieters bei Fragen zur Dokumentation direkt dazu schalten. Auf diesem Weg können auch Teile des Projekts ausgelagert und vom Anbieter selbst, oder anderen externen Dienstleistern, übernommen werden. Aber auch Vernetzung entlang der Supply Chain wird unterstützt.
Dokumente und Risikobewertungen von Partnern oder Zulieferern können im System hinterlegt werden. Lieferanten, die ebenfalls das Software-Tool nutzen, können ihre Risikobewertungen damit durchführen, auch unabhängig von der CE-Zertifizierung. Ein solches Vorgehen bietet sich gerade bei größeren Aufträgen zu ganzen Maschinenparks an, es gibt dafür bereits erfolgreiche Anwendungsfälle. jbi
Autorin: Nicola Hauptmann ist freie Journalistin.
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