22.08.2022 – Kategorie: Fertigung & Prototyping
Camperküche: Wie CAD-Software für den perfekten Urlaub sorgt
Das Interieur der großen, hellen Werkhalle lässt Bastlerherzen höherschlagen: 3D-Drucker, Fräsmaschinen, Arbeitsplätze zum Bearbeiten der unterschiedlichsten Materialien. Hier entsteht, was Camper begeistert: Bis ins Kleinste durchdachte Module, mit denen aus normalen Autos ganz besondere Camper werden.
Camperküche leicht gemacht: In der ehemaligen Kerzenfabrik in Münster-Handorf werden ausgeklügelte, kreative Ideen umgesetzt. 2018 startet Peter Ronge mit Camptools: „Ich hatte einfach Lust, in einer ganz anderen Branche noch einmal etwas Neues zu beginnen“, erklärt der Gründer. Die Entscheidung fiel im richtigen Moment.
Camperküche in Leichtbauweise
Das siebköpfige Camptools-Team eint die Begeisterung fürs Campen. Die Module ermöglichen es, aus den verschiedensten Automodellen wie etwa Vans, Kombis oder SUVs mit wenigen Handgriffen einen Camper der besonderen Art zu machen. Mit Herzblut tüfteln die Leichtbauspezialisten – Konstrukteure, Designer, Handwerker – die sich in ihrem Know-how optimal ergänzen, daran, wie sich ohne großes Equipment Kochen und Schlafen in einem Auto gut umsetzen lassen. „Ich war schon immer ein begeisterter Camper. Ich weiß aus eigener Erfahrung sehr genau, was glückliche Camper brauchen“, erzählt Ronge, der mit dem Unternehmen sein Hobby zum Beruf gemacht hat.
Mit wenigen Handgriffen vom Sofa zum Bett
Wer einmal gesehen hat, wie die klappbaren Schlafsysteme im Auto mit wenigen Handgriffen zur bequemen Sitzbank werden, kann das Interesse nachvollziehen. „Wir machen es so, dass es passt – und das zieht sich durch alle unsere Module“, betont Ronge.
Von der Idee bis zum Modell vergehen manchmal nur wenige Tage. Das liegt zum einen am handwerklichen und allgemeinen Können des Teams, mit dem der Chef – da legt er Wert drauf – auf Augenhöhe zusammenarbeitet. Zum anderen ist da die Leidenschaft, mit der hier gearbeitet wird. Und nicht zuletzt trägt auch die Software Solidworks ihren Teil dazu bei. Jeder der Mitarbeitenden lernt, damit umzugehen: „Ich war schon immer ein Technikfreak“, erklärt er. Das Programm hatte er bereits in seinem ersten, großen Unternehmen eingesetzt. Was im Großen funktioniert, sei auch eine gute Basis für ein Start-up, hat er befunden, besonders, da die Arbeit mit dem Programm Spaß mache und der Umgang damit leicht zu erlernen sei.
Marc Philipp Licher, Account Manager bei DPS, führt aus: „Bereits für kleinere Unternehmen oder Start-ups seien CAD, CAM wie auch PDM von Solidworks überaus sinnvoll. Die Philosophie dahinter: Ideen schnell und einfach als 3D-Konstruktion zu realisieren und dabei Schnittstellen in der Entwicklung zu reduzieren.“
Die perfekte Camperküche: Einmal Mäuschen sein
„Ein wichtiger Punkt sind für uns die virtuellen Berechnungen und 3D-Darstellungen“, stimmt Ronge zu. Gleich einer Maus alle Ecken der Module inspizieren zu können, das macht das Konstruieren einfacher und spart auch so manches Modell im Musterbau ein. In der Folge wird nicht nur weniger Material, sondern auch weniger Zeit benötigt. „Zudem erkennt das Programm Kollisionen und zeigt an, wenn etwas nicht zusammenpasst“, fährt er fort.
Ein weiteres Plus zur Fehlervermeidung im Verlauf der Planung liefert der Umstand, dass die aufgerufene Zeichnung stets Stand der Technik ist. Versehentlich an einer veralteten Version arbeiten, das kann nicht mehr passieren. Für den Chef ist klar: Ob im Metall oder Holzbereich, alle Mitarbeitenden schätzen die Arbeit mit dem CAD-Programm. „Wir schaffen es sogar, die skeptischsten Mitarbeiter schnell zu überzeugen“, freut sich Ronge und erzählt von einem Schreiner, der schließlich begeistert war, nachdem er Explosionszeichnungen, Montageanleitungen und gerenderte Abbildungen gesehen hatte.
Im Team gemeinsam Ideen entwickeln, das Erdachte konstruieren, ein Modell davon erstellen – diese Art der zügigen Arbeit zeichnet die junge Truppe bei Camptools aus. Für die modulare Bauweise und effiziente Wiederverwendung wie auch Weiterentwicklung von Komponenten und Baugruppen nutzt das Entwicklungsteam die Vorteile des Solidworks PDM. Und wenn das Modell im CAD steht, kann es in der großen Werkhalle gleich an die Arbeit im Realen gehen. Alle Maschinen stehen bereit.
Daten fließen direkt in die Maschine
„Für die Fräsmaschine müssen dank Solid CAM keine Programme mehr von Hand geschrieben werden, die Daten kommen automatisch direkt auf die Maschine“, erklärt Ronge. Er weiß auch schon, was als Nächstes gefräst wird – Werkzeuge für die neu erdachte und konstruierte Trenntoilette, die im Tiefziehverfahren in Form gebracht werden soll. Das Schulungsprogramm von DPS in Dortmund ist Ronge in guter Erinnerung: „Die Lehrer waren einfach klasse, helfen einem weiter und sind, wie auch die Kollegen von DPS in der Niederlassung in Greven, immer offen für Fragen.“
Den Großteil ihrer Ideen produziert das Camptools-Team selbst. Millimetergenaues Arbeiten ist bei den Modulen wie der Camperküche angesagt, ob sie in Serie gefertigt werden oder als Einzelfertigung, in modernen Fahrzeugen oder exotischen Oldtimern Platz finden sollen. Neben ihrer Verarbeitung bestechen die Camping-Module durch ihre Handhabbarkeit. Ganz ohne Bohren und Werkzeug werden die Leichtgewichte sicher im Auto arretiert und lassen sich genauso leicht wieder entfernen, um in Garage oder Keller auf ihren neuen Einsatz zu warten. Ronge weiß zum Beispiel von Kunden, die ihr Kochmodul auch als Outdoorküche auf dem Balkon oder der Terrasse im Einsatz haben.
Singles als Zukunftsmarkt
Aktuell ganz weit oben steht das Thema Single. Eine ältere Dame habe ihn auf die Idee gebracht. Ihre Partnerschaft war auseinandergegangen, sie wollte sich wieder auf den Weg machen, die Welt entdecken und allein mit einem umgebauten Auto durchstarten. „Der Singlemarkt ist riesig“, freut sich Ronge auf eine neue Herausforderung. Dabei werden er und sein Team an Alleinreisende denken, die mit dem Fahrrad, Surfbrett oder dergleichen unkompliziert in ein paar sportliche Urlaubstage starten wollen.
Die kreativen Köpfe arbeiten bereits an einer neue Produktlinie: Sanitär- und Kochmodule für die perfekte Camperküche in Anlehnung an die schon entwickelten Modelle. Damit die Ideen nicht kopiert werden, hat Ronge diverse Patente auf die Module von Camptools angemeldet.
Die Autorin Julia Alber ist freie Journalistin.
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