07.03.2022 – Kategorie: Hardware & IT

CAD-Integration: Mehr Tempo und Transparenz im ERP

CAD-IntegrationQuelle: Sage GmbH

Im Zuge von Industrie 4.0 haben sich Herstellungsprozesse geändert und sind agiler geworden. Die Produktplanung und -konstruktion sowie der Bereich der Produktion rücken dadurch näher zusammen. Das hat auch Auswirkungen auf die Anbindung eines CAD-Programms an das ERP-System.

CAD-Integration: Um Produkte kostenorientiert und effizient entwickeln zu können, benötigen Konstrukteure nicht nur technische Informationen, sondern auch kaufmännische, wie Preise, Lagerbestände sowie Verfügbarkeiten von Rohmaterialien und Komponenten. Die meisten dieser Daten sind jedoch nicht im CAD-Programm gespeichert, sondern über die ERP-Software abrufbar.

CAD-Integration in das ERP

Werden diese Systeme als sogenannte Insellösungen betrieben, müssen Anwender häufig zwischen beiden Systemen hin- und herwechseln – etwa, wenn sie Updates zu Stücklisten oder zur Verfügbarkeit von Werkzeugen oder Maschinen benötigen. Abhilfe schafft die Anbindung der CAD-Software per Schnittstelle an das ERP-System. Durch die Integration beider Lösungen lassen sich Daten in beide Richtungen austauschen.

Kooperation zwischen Konstruktion, Produktion, Einkauf und Vertrieb

Durch diesen Austausch wird der Status eines Produkts über seinen kompletten Lebenszyklus hinweg abgebildet – von der Anfrage des Kunden über die Kon­struktion und den Einkauf bis hin zum Verkauf des fertigen Produkts. Das Ergebnis: Die für die betriebliche Disponierung und den Fertigungsprozess benötigte Effizienz und Transparenz über alle Abläufe beginnt bereits in der Planungsphase. Denn: Die Konstruktionsabteilung kann vor diesem Hintergrund bereits während des Design-Prozesses prüfen, welche der benötigten Teile und Materialien auf Lager sind, welche bestellt werden müssen und was sie kosten. Speziell beim Bau von Prototypen oder der Berücksichtigung von Sonder­anforderungen stellt dies eine elementare Verbesserung dar. Zudem erspart es viele Rückfragen und erleichtert Projektteams aus Konstrukteuren und technischem Vertrieb den Design-Review.

Effizienz durch automatisierte, parallel ablaufende Prozesse

Durch die automatisierte Übertragung der Konstruktionsdaten an das ERP-System sowie ihre Verknüpfung mit kaufmännisch-logistischen Informationen können Unter­nehmen, die über eine digitale Produktionsplanung und -steuerung verfügen, wesentlich schneller auf Fertigungsauf­träge oder Lieferantenanfragen reagieren. Mitarbeitern in der Produktion wird es damit möglich, auf Basis von ressourcenbezogenen Echtzeitdaten, wie der zur Verfügung stehenden Manpower oder Maschinen­kapazitäten, relativ genau vorherzusagen, wann das jeweilige Produkt fertiggestellt wird.

Darüber hinaus müssen Produk­tionsmitarbeiter nicht mehr auf das Ende des Konstruktionsprozesses warten, sondern können bereits frühzeitig mit der Fertigung einzelner Baugruppen beginnen, wenn CAD-Daten live in das ERP-System eingespeist werden. Dies führt zu einem schrittweisen Produktionsprozess mit hoher Effizienz und Zeitersparnis. Die einzelnen Komponenten entstehen dabei nach und nach und werden erst am Ende des Herstellungsprozesses zum fertigen Produkt zusammengefügt.

CAD-Integration
Die Anbindung eines CAD-Programms an das ERP-System verbessert das Zusammenspiel von Produktion, Einkauf und Vertrieb und sorgt so für mehr Effizienz im Unternehmen. Bild: Sage GmbH

CAD-Integration: Entscheidend ist ein offenes ERP-System

Als Voraussetzung für die CAD-Integration muss das ERP-System über standardisierte Schnittstellen verfügen. Damit lassen sich unterschiedliche Anwendungen von der Finanzbuchhaltung über Warenwirtschaft bis hin zum CRM integrieren und auf diese Weise Abläufe und Ressourcen durchgängig steuern – über Abteilungen und Bereiche hinweg. Produkte sind damit nicht nur effizienter herstellbar, sondern können auch verzögerungsfrei an die Kunden ausgeliefert werden.

Vor allem Unternehmen, die Teil einer komplexen Lieferkette sind, benötigen eine sehr genaue Disposition der jeweils benötigten Formen, Werkzeuge und Maschinen. Der Aufwand dafür ist umso größer, je kleinteiliger sich der Produk­tionsprozess gestaltet – bis hin zur Einzelfertigung. Ein Automobilhersteller beispielsweise bezieht bei der Produktion einer Rückleuchte zahlreiche Bauteile von einem oder mehreren Partnern, die dafür wiederum diverse Ausgangskomponenten bei ihren Lieferanten einkaufen. Nur wenn all diese einzelnen Abläufe nahtlos in ein ERP-System integriert sind, lässt sich der Gesamtprozess flexibel steuern.

Standardisierte Schnittstellen sind aber nicht nur die Voraussetzung für eine systemübergreifende Prozesssteuerung. Bei komplexeren Lieferketten lassen sich dar­über auch alle beteiligten Parteien und Hersteller integrieren. Das heißt, das ERP-System dient als unternehmensübergreifendes Kommunikationstool, über das alle Betriebe, die Teil der Lieferkette sind, ihre Prozesse koordinieren.

Eine ERP-Einführung ist kein Kinderspiel

Allerdings ist eine ERP-Einführung ein komplexes Unterfangen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Datenmigration. Viele ERP-relevante Daten liegen zwar bereits vor – allerdings meist in sehr heterogenen Formaten wie Excel-Listen oder in anderen Programmen. Der Aufbau einer einheit­lichen ERP-Datenbasis stellt erfahrungs­gemäß die größte Herausforderung und zugleich den wichtigsten Erfolgsfaktor jeder ERP-Einführung (CAD-Integration) dar.

Wichtig ist daher, dass ein Integra­tionspartner oder der Hersteller des ERP-Systems die komplette Implementierung beim Kunden übernimmt, also die Verantwortung bis zur Inbetriebnahme des Systems. Alle Implementierungs- und Inte­grationsleistungen sollten dabei in engem Kundenkontakt erfolgen, so dass frühzeitig ein Know-how-Transfer in Gang kommt. Ebenfalls wichtig sind Schulungen, um die künftigen Anwender bestmöglich auf den Live-Start vorzubereiten.

Das gilt auch für den Fall, dass Fragen oder gar Irritationen in der Belegschaft aufkommen, weil gewohnte Abläufe und Zuständigkeiten zur Disposition stehen. Hier kommt es darauf an, die bevorstehenden Veränderungen im Zuge der ERP-Einführung im gesamten Unternehmen rechtzeitig zu kommunizieren. Dabei sollte die Geschäftsleitung die Vorteile für die Mitarbeiter überzeugend herausarbeiten und ein begleitendes Change-Management-Projekt auswählen. Auch die Wahl des richtigen Systemintegrators macht sich in dieser Phase bezahlt. Wenn er die Anwender frühzeitig ins Boot holt, kann er ebenfalls dazu beitragen, interne Widerstände zu überwinden. Aus dem Einführungsprojekt entwickelt sich meist eine langjährige Kundenbeziehung, in deren Rahmen der Systemintegrator spätere Anpassungen vornimmt und Zusatzmodule in die ERP-­Lösung integriert – Stichwort: CAD.

Der Autor Oliver Henrich ist Vice President Product Engineering bei Sage.

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